Kreuzzug im Klassenzimmer?
Die Debatte um das «Kruzifixurteil»
und die «Christlichkeit» der Freien Waldorfschulen
Ein Nachtrag für Hartnäckige
zugleich eine Anregung zur Unbotmäßigkeit
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Vorwort
Inhalt
Vorbemerkung zur Neu-Ausgabe. 2
Von der Waldorf-Würde. 2
Das Verhängnis 4
Vom Erwachen. 7
Verwirrungen. 9
Vom Auftrag. 11
Der Bankrott 15
Katastrophe 17
Von der Waldorf-Würde
Wer heute an dem Leben der Freien Waldorfschule bewußt teilnimmt sei es als Lehrer, als Elter, als anthroposophisch Interessierter oder auch als Schüler der Oberstufe , der wird die drängende Frage nicht wegleugnen können: ‹Kommen die Freien Waldorfschulen mit der pädagogischen und sozialen Aufgabe, die ihnen von Rudolf Steiner gestellt wird, überhaupt zurecht?›
Diese Frage unterscheidet sich von jener anderen grundsätzlich, um die sich heute die Diskussion innerhalb der und um die Freien Waldorfschulen allein zu drehen scheint. Man könnte sie so formulieren: ‹Werden die Freien Waldorfschulen den pädagogischen und sozialen Aufgaben gerecht, die ihnen vom Staat, von der Wissenschaft und von der Wirtschaft gestellt werden?›
Eine der grundlegenden Überzeugungen der Waldorfpädagogik ist die von der Realität des Geistigen. Lehrer und Erzieher an der Freien Waldorfschule haben den Auftrag, in dem Kind diese Realität zu entdecken und die Entwicklungshemmnisse des kindlichen Geistes hinwegzuräumen.
Das Verhältnis selbst aber, welches man als Mensch zu der Realität des Geistes eingehen kann, wird erst real durch die Verbindlichkeit dieser Überzeugung für das eigene Denken, Fühlen und Handeln. Die Anerkenntnis des Geistes ist ein freier Akt des reinen Denkens und als solcher von rein moralischer Qualität. Eine geistige Welt kann sich in der physischen nur durch das Denken, Fühlen und Handeln bestimmter Menschen manifestieren. Insofern kann man auch von ‹der moralischen Welt› sprechen, die im Innern des einzelnen Menschen ihre Entstehungs- und Daseinsbedingungen hat. Die Beziehung zu dieser Welt begründet die menschliche Würde. Ihr gegenüber steht die physische Welt, welche durch den unmittelbaren, aber auch vermittelten Zwang, den sie über die physische, soziale und institutionelle Körperlichkeit ausübt, im Leben eine ganz selbstverständlich dominante Rolle einzunehmen beansprucht.
Es liegt wohl in der menschlichen Natur, den Widerspruch zwischen der moralischen und der physischen Welt möglichst lange zu ignorieren. Man hat sich eifrig um eine ‹zeitgemäße› Entwicklung der ‹Waldorfpädagogik› bemüht, die in der physischen Welt Anerkennung und Förderung finden sollte. Die Überbetonung dieser Seite des Ganzen hat in der Waldorfschulbewegung dazu geführt, daß sie inzwischen ihren Ursprung und ihr Ziel aus den Augen zu verlieren droht. In einer ‹Zeit finanzieller Nöte und wirtschaftlicher Engpässe›, die den Staat zu einer strengen Überprüfung seiner Ausgaben veranlassen, sind die meisten Freien Waldorfschulen schon froh, wenn sie das ‹Ziel› erreichen, ihren physischen Status zu erhalten, ohne sich dabei den Verlust ihrer moralischen Würde eingestehen zu müssen. Ist nicht an die Stelle der eigenen Würde schon vielfach das Bestreben getreten, dem sich verschärfenden staatlichen und öffentlichen Anpassungsdruck effektiv und amtlich verifizierbar nachkommen zu können? Und bleibt manchmal von der Übung der Erziehungskunst Rudolf Steiners oft nur noch der im Grunde unfromme Wunsch, daß ihr ‹Verduften› aus den Freien Waldorfschulen unbemerkt bleiben möge.
Sicher ist es das höchste Ideal, das wir aufstellen können, mit den Mächten der sinnlichen Welt als den Bewahrern unserer finanziellen und sozialen Glückseligkeit «in gutem Einvernehmen zu bleiben, ohne deshalb genötigt zu sein, mit der moralischen Welt zu brechen, die unsere Würde bestimmt.» Und das Beste, was wir erlangen könnten, wäre bestimmt, wenn wir durch die Erfüllung unserer moralischen Pflicht nicht bloß das Einvernehmen mit den herrschenden Mächten begründen, sondern gar die Welt verbessern und uns dadurch zugleich ihre Anerkennung und Wertschätzung erhalten könnten.
«Nun geht es aber bekanntermaßen nicht immer an, beiden Herren zu dienen, und wenn auch (ein fast unmöglicher Fall) die Pflicht mit dem Bedürfnis nie in Streit geraten sollte, so gehen doch weder die Naturnotwendigkeit noch die gesellschaftlichen Mächte eine dauerhafte Verpflichtung mit uns als Menschen ein, und weder unsere Kraft noch unsere Geschicklichkeit» können uns und die Freie Waldorfschule gegen «die Tücke der Verhängnisse sicherstellen».[1]
Die Tücke des Verhängnisses tritt für die Freie Waldorfschule jedoch nicht ganz ohne die Möglichkeit eines Vorauswissens ein. Wer bereit ist, die Darstellungen Rudolf Steiners über die geistigen Grundlagen der Freien Waldorfschule und ihre sozialen Entwicklungsbedingungen unbefangen zur Kenntnis zu nehmen, kann durchaus wissen, worin das Verhängnis besteht, wie es sich vorbereitet und was von seinem Eintreten zu erwarten ist. Besteht es nicht gerade darin, daß man bei ‹Waldorfs› nicht bereit ist, es auch nur zur Kenntnis zu nehmen? Und: Wenn man die Botschaft nicht hören will, wird man den Boten willkommen heißen? Wer heute in einer Freien Waldorfschule ernsthaft auf die Warnungen Rudolf Steiners Bezug zu nehmen wagt, der wird wissen, was damit gemeint ist.
Bereits in den eröffnenden Worten zu dem vorbereitenden Kurs für die Persönlichkeiten, die als Lehrer an der ersten Freien Waldorfschule wirken sollten, hat Rudolf Steiner eine grundlegende Warnung ausgesprochen. Und in der Tat kann in moralischer Hinsicht eine Warnung zur Grundlage eines gemeinsamen Bestrebens werden. Er sagte damals einführend:
«Meine lieben Freunde! Wir kommen mit unserer Aufgabe nur zurecht, wenn wir sie betrachten nicht bloß als eine intellektuell-gemütliche, sondern als eine im höchsten Sinne moralisch-geistige.»[2]
Ist schon mit diesem ersten Satz nicht schlicht gesagt, auf welche Art die Freie Waldorfschule allein mit der ihr von Rudolf Steiner gestellten Aufgabe zurecht kommen kann? Und ist nicht klargestellt, daß durch die übliche Art, sich der Aufgabe der Erziehung und des Unterrichts zu stellen, eben «dasjenige aus Erziehung und Unterricht geworden ist, was eben gerade verbessert werden soll durch die Aufgabe, die wir uns stellen.»[3]?
Es kann in dem hier gegebenen Rahmen nicht entfaltet werden, wie die in diesem Satz Rudolf Steiners enthaltenen ungeheuren Implikationen umfänglich deutlich werden können und was sie dann besagen. Aber bereits beim ersten Lesen wird deutlich: Die Aufgabe, die den Lehrern der Freien Waldorfschule von Rudolf Steiner gestellt wird, kann gar nicht erfüllt werden. Von ‹Erfüllung› der Aufgabe ist gar nicht die Rede. Es ist das Kennzeichen einer im pädagogischen Sinne grundlegenden moralischen Haltung, daß man sich dessen bewußt ist: die an sie gestellte Forderung kann man niemals erfüllen; aber das Streben nach ihrer vollständigen Erfüllung ist eine unbedingte Notwendigkeit. Nur als Strebender kommt man mit dieser Aufgabe als einer unerfüllbaren zurecht. Wer meint, er könne sie irgendwie doch erfüllen, ist für die moralisch-geistige Dimension der Aufgabe noch nicht erwacht. Er träumt von einer ‹freien› Umgebung, in der seine mitgebrachten Vorstellungen sich ohne weiteres als deren Gesetze erweisen. Und er nennt dann diese Umgebung z.B. ‹Freie Waldorfschule›. Wird nicht solches Träumen vielfach als ‹freies soziales Miteinander› beredet und organisiert? Wie soll sich da die geistige Realität geltend machen, die zu erkennen und zu gestalten der Auftrag ist, den die Freie Waldorfschule durch Rudolf Steiner erhalten hat?
Ein Verhängnis wirkt, wenn die unbefragten Lebensgewohnheiten selbst die Vernichtung dessen bewirken, der diese Gewohnheiten alternativlos als Lebenspraxis ausübt. Es bleibt unbemerkt und unerkannt. Wie sollte der die Nemesis bemerken, der sie in der Ausübung seiner für recht erkannten Gewohnheiten selbst heraufbeschört? Er müßte doch für eine höhere Realität erwachen als diejenige es ist, in denen er mit seinen Gewohnheiten festsitzt. Wenn dies so ist wäre dann nicht die Freie Waldorfschule derjenige Ort in der Gesellschaft, an dem dieses Erwachen stattfinden kann?
Nicht umsonst spricht Rudolf Steiner im weiteren Verlauf des anthroposophischen Eröffnungskurses davon, daß es in der Freien Waldorfschule um die Erweckung des Lehrers zu einer höheren Realität geht, die ihm als Kind verleiblicht entgegentritt. Erst in diesem Erwachen kann er seine Aufgabe als Pädagoge überhaupt ins Auge fassen. Und erwachen aus dem sinnlichen Traum kann er nur, indem er sich einer objektiven Welt gegenüber gestellt sieht, deren Vorgänge und Abläufe sich nicht nach seinen Wünschen und Meinungen richten, sondern nach den ihr eigenen Gesetzen.
Das Erwachen besteht zunächst darin, daß man gewahr wird: Die Welt bewegt sich nicht nach meinen Vorstellungen. In der Pädagogik leisten dies die Kinder, wenn denn die Freie Waldorfschule richtig eingerichtet ist: Sie machen deutlich: So geht das alles nicht, Herr Lehrer. Das sagen sie ihm nicht, das tun sie ihm an. Und dazu sind sie auch da. Denn sie sind die Wirklichkeit des Geistes der Freien Waldorfschule.
Schon die Entdeckung, daß das alles so nicht geht, fällt nicht leicht. Wie sollte es denn dann gehen? Ist es nicht ganz normal, daß es nicht geht? Und muß man nicht einfach seine Ansprüche ändern, damit man erklären kann: Es geht doch (fast) alles ‹ganz gut›?
Wer sich solche unernsten Spielchen versagen muß, der wird sich fragen können, welche Gesetze denn in der ihm in den Kindern entgegentretenden geistigen Wirklichkeit herrschen. Denn ohne die Kenntnis dieser Gesetze kann ja keine Aussicht bestehen, sein Verhalten dieser Wirklichkeit anzupassen und den umgekehrten Versuch zu unterlassen, die Wirklichkeit nach seinem vorgegebenen Verhalten umzuinterpretieren.
Die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners erhebt den Anspruch, diese Gesetze nicht nur aufzudecken, sondern die Aufdeckung selbst in einer Form zu leisten, daß sie durch das denkende Bewußtsein voll und ganz verstanden werden können. Die erste Form, in der diese Gesetze bekannt werden, wäre demnach ihre exakte, ‹amtliche› Darstellung in der wissenschaftlichen Formulierung Rudolf Steiners. Kann man dies akzeptieren, dann weiß man innerlich: Es gibt Gesetze, nach denen dieses scheinbare Chaos geordnet ist. Da stehen sie geschrieben. Ich muß sie nur noch verstehen.
Ein Streben nach einem wirklichen Verständnis der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners setzt aber voraus, daß man sich bewußt gemacht hat: das intellektuelle ‹Verstandenhaben› kann nicht das wirklich geforderte Verstehen sein, solange einem dabei die gemütliche Empfindung und Vorstellung eines sicheren geistigen Besitzes belassen wird.
Dasselbe gilt von dem Verständnis der sozialen und pädagogischen Intentionen Rudolf Steiners, die er mit der Freien Waldorfschule verfolgt.
Es ist aber ein sicheres Zeichen beginnenden Verstehens, wenn klar ist, daß ohne eine ständige und fortgesetzte Bemühung um das Verständnis kein Verstehen möglich sein wird. Dies ist die moralische Dimension des Verstehens und der Erkenntnis. Es ist aber zugleich die Dimension, um welche das Verständnis der Wirklichkeit sich erweitern muß, in der wir als Menschen stehen, wenn wir dem anderen Menschen gegenüberstehen.
Das alles heißt schließlich und vor allem das: eine pädagogische Tätigkeit ist als solche völlig undenkbar und muß dann in jedem Einzelfall zu einer mehr oder weniger offenbaren menschlichen Katastrophe führen, wenn die moralische Dimension des Erkennens die Herstellung der Voraussetzung eines unbedingten und andauernden Bemühens um den allerersten Ansatz eines Verstehens nicht wirksam gemacht werden kann. Die erste Voraussetzung dieses Bemühens aber ist zweifellos die klare Einsicht, daß man noch gar nichts verstanden hat von dem, was es erst innerhalb dieses moralisch-geistigen Erlebnisgebietes zu verstehen gilt. Und diese Einsicht erst bedeutet das unwiderrufliche Ende der intellektuellen Gemütlichkeit. Sie ist das erste Augenaufschlagen für eine höhere Wirklichkeit.
Eine klare Einsicht in die Bedingungen des Erwachens ist in zweifacher Hinsicht schwer zu erlangen. Das doppelte Hindernis entsteht dadurch, daß man das intellektuell-gemütliche Seelen-Dasein gar nicht hinter sich lassen will. Dann muß man die Verbindlichkeit einer moralischen Erkenntnishaltung als Bedrohung der eigenen freien Persönlichkeit ansehen. Die angeblich bedrohte freien Persönlichkeiten definieren sich entweder als ein ‹Selbst-Wer› und damit als ‹von Rudolf Steiner unabhängig›, wenn auch angeblich ‹mit ihm freundschaftlich verbunden›. Oder sie setzen sich von diesen ‹Abtrünnigen› als die ‹Getreuen› Rudolf Steiners und der anthroposophischen Sachwerte ab und meinen, letztere bestünden durch die Inbesitznahme des genauen Wortlauts der Aussagen Rudolf Steiners und dessen akkurate ‹Umsetzung›. Sie sagen dann: Die Abtrünnigen legen sich die Aussagen Rudolf Steiners nach ihrem Gutdünken zurecht und nähen sie in einen intellektuellen Fleckerlteppich ein, mit dem sie ihr Selbstverständnis dekorieren. Letztere aber sagen: Die Getreuen müssen einsehen, daß aus dem toten Buchstaben des abgelebten Werkes Rudolf Steiners kein Leben mehr entspringen kann. Und verweisen auf den gegenwärtig kläglichen Zustand der Waldorfschulbewegung.
So kann man sich gegenseitig den ‹schwarzen Peter zuschieben›, und doch nicht das Richtige treffen. Es geht hier nämlich um die richtige Stellung der Erkenntnisfrage gegenüber der Anthroposophie Rudolf Steiners.
Oft entscheidet sich schon bei der ersten Kenntnisnahme, ob man die Texte Rudolf Steiners bloß als Gedankenspiel und ‹Verstehensvariante› neben anderen ‹ebensolchen› gelten lassen will, oder ob man das darin Ausgesagte auch für wahr nehmen zu können das Bedürfnis hat. Ist dieses Bedürfnis vorhanden, so wirkt es auf die eigene Erweckung für die moralische Welt hin. Ist es nicht vorhanden oder schlummert es, so wird alles ‹Höhere› zu einem intellektuellen oder gemütlichen Als-Ob, mit dem sich bei Leuten renommieren läßt, die noch nicht durchschauen können, daß sie einem schlechten Witz von Anthroposophie aufsitzen.
Andererseits kann man aber auch dazu neigen, die ‹amtlichen› Formulierungen Rudolf Steiners für wahr hinzunehmen, ohne das denkende Verstehen derselben ernsthaft zu betreiben. Dann wird die moralische Orientierung aus der Sphäre der Erkenntnis in die der Empfindung übertragen. Die leicht zu empfindende Verbindlichkeit gegenüber den Angaben Rudolf Steiners bringt die ‹Getreuen› jedoch ebenso leicht in Schwierigkeiten, wenn aus den Voraussetzungen unserer Zeit, was denn eine Begründung sei, nach solchen Begründungen für die Waldorfpädagogik gefragt wird.
Dann treten die Getreuen lieber zurück und die mehr intellektuell Befähigten auf. Sie können die intellektuell-gemütliche Variante der Öffentlichkeit glaubwürdig als Beruhigungsmittel anbieten. Dies ‹Rettung› rächt sich aber sogleich, weil die Retter dann notgedrungen die Leitung der äußeren Angelegenheiten der Freien Waldorfschule übernehmen. Das Ergebnis dieser ‹Persönlichkeitsspaltung der Freien Waldorfschule› ist ein ‹luziferisches› Selbstverständnis, dessen Karma nämlich unverstanden zu bleiben als die ‹ahrimanische› Geschäftsführung auftritt. Deren Aufgabe ist es dann, nach und nach die Ohnmacht des luziferisierten Bewußtseins durch ‹trickreiche› Verstrickung in die banalen Finanzierungskonzepte ‹auszugleichen›. Der Freien Waldorfschule wird so die ausgleichende Mitte, das Herz, aus dem Leibe gerissen, und zuletzt wird sie, innerlich ausgehöhlt, mit künstlichem Waldorfaroma als Weltanschauungsschule oder ähnliches anderen Zwecken dienen müssen.
«Lassen Sie drei Jahrzehnte noch so gelehrt werden, wie an unseren Hochschulen gelehrt wird, lassen Sie noch durch dreißig Jahre so über soziale Angelegenheiten gesprochen werden, wie heute gedacht wird, dann haben Sie nach diesen dreißig Jahren ein verwüstetes Europa. Sie können noch so viele Ideale auf diesem oder jenem Gebiete aufstellen, sie können sich die Münder wund reden über Einzelforderungen, die aus dieser oder jener Menschengruppe hervorgehen, Sie können in dem Glauben reden, daß mit noch so eindringlichen Forderungen etwas getan werde für die Menschheitszukunft alles wird umsonst sein, wenn die Umwandlung nicht geschieht aus dem Fundamente der Menschenseelen heraus: Aus dem Denken der Beziehung dieser Welt zur geistigen Welt. Wenn da nicht umgedacht wird, dann kommt die moralische Sintflut über Europa!»[4]
Stellen wir dagegen den Eingangssatz aus dem Lehrerkurs von 1919:
«Meine lieben Freunde! Wir kommen mit unserer Aufgabe nur zurecht, wenn wir sie betrachten nicht bloß als eine intellektuell-gemütliche, sondern als eine im höchsten Sinne moralisch-geistige.»
Und lassen wir nun diese beiden Aussagen aufeinander Bezug nehmen, um herauszufinden, was uns dieser Bezug zu sagen hat…
«Lassen Sie…»! Wer wird denn von Rudolf Steiner aufgefordert, etwas Bestimmtes nicht länger zuzulassen? Sind damit die Politiker gemeint, die Kirchen, die Hochschulen? Wohl kaum. Gemeint sind doch wohl die es hören können, die ‹Anthroposophen›. Hören könnten es vor allem diejenigen ‹Anthroposophen›, die als Lehrer an der Freien Waldorfschule Rudolf Steiners zu lernen und zu lehren begonnen haben.
Gehe ich richtig in der Annahme, daß Rudolf Steiner wohl keine Veranlassung finden kann, moralische Appelle an irgendeine anonyme Weltöffentlichkeit zu richten? Wenn ja haben denn die konkret Angesprochenen überhaupt die Macht dazu, diese Art des Lehrens und des Sprechens über soziale Angelegenheiten zu unterbinden? Man möchte doch sagen: Das ist kaum anzunehmen. Und doch gilt nach diesen Sätzen: Entweder sie haben die Macht dazu, oder Rudolf Steiner redet hohle Phrasen daher. Es sieht gegenwärtig so aus, als würde man lieber ‹Phrasen Rudolf Steiners› abdrucken und in aller Unverbindlichkeit wiederholen als sich selbst die Kraft zuzugestehen, das Geforderte wenigstens zu versuchen.
Dabei liegt es auf der flachen Hand: Ja, Anthroposophen haben die Macht, die übliche Art des Lehrens und Lernens, die übliche Art des Redens über soziale Angelegenheiten zu unterbinden. Und zwar bei sich selbst und durch sich selbst. Sie können dank der Anthroposophie Rudolf Steiners selbst anders lernen wollen. Ja, sie können gar nicht anders, als ihre Art zu denken und zu reden gründlich ändern, wenn sie denn überhaupt irgend etwas Sinnvolles von der Anthroposophie Rudolf Steiners auffassen wollen. Sie können sich als Lernende anders zu demjenigen stellen, was ihnen in gestalt der Anthroposophie Rudolf Steiners als eine ganz besondere und einmalige Art der ‹Lehre› entgegentritt. Umgedacht werden kann und muß zuerst das je eigene Verhältnis zur Anthroposophie Rudolf Steiners. Bei sich selbst hat man anzufangen. Und erst dann würde sich zeigen, was dieser Anfang in der Gesellschaft bewirken würde.
Von diesem Umdenken scheint man heute in der Anthroposophischen Gesellschaft ebensoweit entfernt wie in den Freien Waldorfschulen. Hat man es in Dornach nicht soeben geradezu zum Programm gemacht, daß gerade die ganz übliche und gewohnheitsmäßige Art, mit geistigen Dingen wie Texten und Aussagen umzugehen, auch die für den Umgang mit der Anthroposophie angemessene, weil einzig mögliche sei? Und hört man nicht schon aus Dornach die Gegenversicherung, diese hier aufgestellte Behauptung sei völlig haltlos und entspreche nicht den Tatsachen: man lerne und lehre als Anthroposoph immer schon auf eine ganz andere Art als die anderen Leute. Andererseits: Wie verträgt sich die Form, in der diese Versicherung abgegeben wird, mit ihrem vorgeblichen Inhalt?…
Die Art, in der man dann aus solchem ‹Verständnis› heraus der Welt Verbesserungsvorschläge macht von der Waldorfpädagogik über die soziale Dreigliederung, die Medizin und Landwirtschaft bis hin zur biografischen Lebensberatung: stellt sie nicht den entschlossenen Versuch dar, doch noch eine Lösung für das von Rudolf Steiner gestellte Problem zu finden? Hört man nicht in dieser Versicherung die Frage durch: «Wie komme ich um die geforderte fundamentale Änderung meiner intellektuellen und seelischen Verfassung zu einer moralischen Erkenntnishaltung doch noch herum, indem ich sie den Leuten lukrativ predige?»
Die Versicherung, man könne das von Rudolf Steiner Geforderte schon, man denke, empfinde, handle bereits aus jener anderen Orientierung gegenüber der geistigen Welt, will den Menschen weismachen, was jeder aufmerksame Außenstehende schnell als Illusion entlarven kann: Daß man für sich schon errungen habe, was man an den anderen als Manko feststellen muß. Ein Vergleich mit dem Anspruch Rudolf Steiners und der Erfüllung dieses Anspruchs durch diesen selbst enthüllt sogleich diese Selbstmeinung als blanke Illusion. Und so greift zwangsläufig aus ‹Selbstschutz› nicht bloß in der Anthroposophischen Gesellschaft, sondern auch und vor allem in den Freien Waldorfschulen eine relativierende bzw. offen negative Einstellung gegenüber ihrem Begründer Rudolf Steiner um sich.
Mancherorts hat man sich bereits weitestmöglich davon entfernt, die Anthroposophie Rudolf Steiners noch als Grundlage der Waldorfpädagogik anzuerkennen. Unversehens wird die Anthroposophie und Rudolf Steiner zu dem peinlichen Problem der Leiche im Keller. Das Problem ist: Sie riecht. Wenn man oben im Wohnzimmer auf den Geruch angesprochen wird, verleugnet man, daß da etwas sei. Wenn man sie dennoch vorzeigen muß, schminkt man sie zurecht, setzt ihr ein chices modernes Hütchen auf und zieht ihr einen bunten esoterischen oder wissenschaftlichen Rock an, je nach der Erwartung des Besuchers. Und wenn man das eigene Verhältnis zu ihr demonstrieren soll, nimmt man sie in den Arm und knutscht öffentlich sie ab. Aber sie riecht eben dennoch. Und es ist jedem klar: Besser ist es, diese stinkende Leiche baldmöglichst ganz loszuwerden.
Doch da sind noch die ‹Ewiggestrigen›, sich unbedingt weiterhin ausdrücklich auf Rudolf Steiner berufen wollen. Sie reden öffentlich von dieser Leiche im Keller als wäre sie noch so frisch-lebendig wie einst. Die ‹Abtrünnigen› meinen natürlich, die Getreuen wären erst getreu, wenn sie davon schweigen. Denn sie könnten die Leiche ja wohl auch nicht wieder lebendig machen. Und sie ziehen daraus die Konsequenz: Man muß diese guten Leute dann eben selbst zum Schweigen bringen oder wenigstens dazu, sich auf ein ehrendes Angedenken des verblichenen großen Gründers zu beschränken. Wer sich aber so nicht zur amoralischen Unverbindlichkeit gegenüber der Anthroposophie Rudolf Steiners bewegen läßt, wird ins Hinterzimmer gesperrt und isoliert. Nun finden aber die ins Hinterzimmer oder gar in den Keller Verbannten aber erst recht Veranlassung, am eigenen ‹unzeitgemäßen› Selbstverständnis festzuhalten. Wenn sie von hinten rufen, dann hört man vorne undeutlich etwas von der ‹Unverzichtbarkeit der Anthroposophie für die Waldorfpädagogik›, von dem ‹nötigen Respekt vor Rudolf Steiner›, dem ‹drohenden Untergang des Waldorf-Imperiums› und dergleichen mehr. Oben ist das Geräusch zwar peinlich, aber niemand geht darauf ein. Man dreht die Lautstärke der eigenen Reklame höher oder erklärt das dumpfe Rufen als eine Nostalgie-Veranstaltung des anthroposophischen Altersheims. Vorne merkt man aber nicht, daß man den geistigen und sozialen Bankrott erklärt hat.
Bisher haben die Freie Waldorfschulen als Institutionen bloß Versprechungen abgegeben, die zu erfüllen vielleicht ganz früher einmal die ernsthafte Absicht bestand. Oder wurde vielleicht die reale Möglichkeit, die weitreichenden Versprechungen Rudolf Steiners wirklich zu erfüllen, nicht entdeckt? Man hat jahrzehntelang von dem sozialen Kredit gelebt, der sich aus dem echten Bedürfnis der Eltern nach Waldorfpädagogik speiste. Aber statt wahrhaftig die Erfüllung der Versprechen und damit die Rückzahlung des sozialen Kredits zu erstreben, hat man das Nicht-Erfüllen-Wollen oder -Können der Versprechungen kaschiert. Man hat grundlos stolz auf die netten Nebensachen verwiesen, die bei ‹Waldorfs› als das angeblich unverwechselbar ‹Waldorf-Spezifische› vorhanden sind: ‹Abbe Ecken›-Gebäude und bunte Tücher, um den geistig ‹anstößigen› Rest zu verhüllen. ‹Waldorf› wurde damit zu einem prämiierten Design, das heute selbst die Einrichtungen der katholischen Kirche hemmungslos kopieren.
Doch das Nichterfüllen ihrer wahren geistigen und sozialen Aufgabe hat die Freie Waldorfschule inzwischen um ihre Glaubwürdigkeit gebracht. Jetzt schient sie unmittelbar vor der Übernahme durch die Gläubiger zu stehen. Denn sie hat sich ihre soziale Geltung bloß geliehen. Diese Geltung hat sie aber nicht durch den Glauben an sich selbst, an ihren eigenen Auftrag und an ihre geistigen Grundlagen erlangt. Sie glaubte nicht an sich selbst, sie glaubte nicht an ihren Ursprung und an ihr Ziel, wie es Rudolf Steiner gesetzt hat. Nun aber wird der Kredit zurückgefordert, nachdem er ausgegeben ist. Wird die Freie Waldorfschule zahlen können? Womit denn?
Daß die Anthroposophie und die Waldorfpädagogik geistige und soziale Leichen ohne Kreditwürdigkeit sind, wurde bereits 1991 dem Verfasser im bayerischen Kultusministerium entgegengehalten (ich zitiere dem Sinn nach):
«Die Freie Waldorfschulen haben 72 Jahre lang die Steinersche Reformpädagogik teilweise durchaus erfolgreich praktiziert und demonstriert. Von ihnen gingen wichtige Anregungen für das öffentliche Schulwesen aus. Es war berechtigt, sie als Versuchsschulen staatlich zu fördern. Inzwischen ist aber die Innovationskraft erstorben. Die Gesellschaft kann kein Interesse daran haben, eine isolierte Gruppe zu subventionieren, die bloß noch ihre Privilegien erhalten will, ohne weitere Leistungen für die Entwicklung der Allgemeinheit erbringen zu können. Was an Ideenkraft in der Waldorfpädagogik enthalten war, hat sich positiv ausgelebt. Was nicht ausgelebt werden konnte, hat keine Zukunft mehr, denn es ist zur Ideologie erstarrt. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn die Freien Waldorfschulen nunmehr in dem öffentlichen Schulwesen aufgehen. Dort können sie zeigen, was sie aus den Vorgaben machen können, die ihnen dann verbindlich gesetzt sind.»
Natürlich irrte der Herr Ministerialdirigent. Die Freien Waldorfschulen haben keineswegs jetzt 84 Jahre lang die Intentionen Rudolf Steiners erfolgreich umgesetzt. Sie haben gerade das nicht getan oder zu tun vermocht, was der gewissenhafte Staatsbeamte glauben muß, weil es ihm so gesagt wird.
Tatsache ist vielmehr: Die von der anthroposophischen Pädagogik Rudolf Steiners angestrebte soziale und pädagogische ‹Innovation› hat entgegen anderslautenden Behauptungen aus leitenden Waldorfkreisen noch gar nicht stattgefunden. Rudolf Steiner formulierte:
«Ursprung und Ziel der Freien Waldorfschule ist die soziale Erneuerung».
Demnach findet die Freie Waldorfschule ihren Ursprung erst in dem Ziel, dem sie dient: in der ‹sozialen Erneuerung›. Und ihr Ziel findet sie darin, selbst erst aus ihrem Ursprung hervorzugehen. Gegenwärtig hat sie also ihren eigenen Ursprung noch nicht errungen, da das Ziel nicht erreicht ist. Sie schwebt sozusagen in der Luft. Und ohne auf einem eigenen Ursprung bauen zu können findet sie keinen sicheren Stand in den Vorgängen ihres eigenen Werdens, in denen sie doch entscheidend mitwirken soll. Derzeit wird für manche die verzweifelte Lage schon erkennbar. Doch diese können auch noch etwas anderes vermerken.
Die ‹luftige› Situation der Freien Waldorfschule, wie sie Rudolf Steiner bestimmt, korrespondiert im allgemeinen und im besonderen mit der Situation der Gesellschaft. Die gegenwärtige Weltkatastrophe ist nach Rudolf Steiner eine Bildungs- und damit Bewußtseinskatastrophe. Ausgelöst durch den Bewußtseinsschlaf der Verantwortlichen vor mehr als hundert Jahren, wird sie seitdem stufenweise in den einzelnen Lebensgebieten ‹vollstreckt›. Sie vollzieht sich an der Menschheit aus der Notwendigkeit des Aufwachens der Menschheit für die geistige Wirklichkeit des Sozialen, also des Menschenreichs.
Die für ihren eigenen erreichten äußeren Entwicklungszustand innerlich völlig unreife Weltgesellschaft verfällt derzeit in einen kollektiven Wahnsinn. Wildgewordene Begriffsphantasien über die Gesetze, die angeblich in Wirtschaft, Staat und Kultur herrschen, rufen das soziale, wirtschaftliche und militärische Chaos herauf. Kein Innehalten ist wahrnehmbar. Mit Beschwörungsritualen den ‹internationalen Konferenzen› in denen man sich gegenseitig, sofern man eingeladen wurde, von einer Verantwortung für das Desaster freispricht, soll dem Verhängnis Einhalt geboten werden. Doch dasjenige, was allein den Weg eröffnen könnte, ist nicht in Sicht: Das Erwachen von verantwortlichen Menschen für die innere geistige Gesetzlichkeit der Menschenwelt, in der sie leben. Wie in einem Albtraum vollziehen wir aneinander die furchtbaren und blutigen Konsequenzen unserer Denkgewohnheiten, statt den in den Katastrophen gegebenen Impuls zum Aufwachen aufzunehmen und an der geistigen Realität, die wir selbst sind, anzustoßen. Man ruft hier und da nach sozialen Reformen, die aber, einmal durchgesetzt, nichts reformieren. Manche sprechen von ‹sozialer Erneuerung›, aber wer kann sich schon selbst erneuern? Im Hintergrund rüstet sich die römische Kirche unter verschiedenen Masken für den Moment des mentalen Zusammenbruchs der zivilisatorischen Superbia, um das gescheiterte Experiment eines ‹freien Denkens› zu beenden und die verwirrten Menschen statt in die illusorischen Freiheit in den mental von oben herab ohne eigenes Mittun geordneten ‹Jesuitenstaat› zu lenken. Und manche sehen das Heil nur noch in dem selbst herbeigeführten Ende der Existenz des Planeten.
Vor diesem Szenario lesen wir noch einmal den Satz:
«Ursprung und Ziel der Freien Waldorfschule ist die soziale Erneuerung».
Kann jetzt nicht da einen Zusammenhang entdecken, der zuvor von der Dominanz der eigenen Interessen verdeckt wurde? Zwei Katastrophen vollziehen sich: Die Katastrophe der Waldorfschulbewegung und die Katastrophe der Gesellschaft. Aber beide stehen in einer inneren Verbindung. Von dieser Verbindung spricht Rudolf Steiner. Und indem man dies bemerkt, stellt man zugleich fest: Nach wie vor ist die anthroposophische Grundlage der Freien Waldorfschule lebendig. Das ist ihr Leben: Es ist von dem sozialen Leben der ganzen Menschheit nicht zu trennen. Aber dieses anthroposophische Leben der Freien Waldorfschule kann nur in der Erkenntnis, im Bewußtsein des Zusammenhangs aufleben. Man muß deshalb den Mut haben, sich hinunter zu begeben in das Fundament, und die dort eingesargte Anthroposophie befreien. Man wird feststellen können, daß der Tod der Anthroposophie nur ihre Lebenswandlung einleitet. Dies aber kann nur in schonungsloser Selbsterkenntnis geschehen.…
Zu dieser notwendigen Selbsterkenntnis möchte die vorliegende kleine Schrift, die nun schon acht Jahre alt ist und dennoch immer wieder verlangt wird, eine bescheidene Anregung liefern. Wozu sie beitragen soll, das sprach Friedrich Schiller vollendet aus:
«Also hinweg mit der falsch verstandenen Schonung und dem schlaffen verzärtelten Geschmack, der über das ernste Angesicht der Notwendigkeit einen Schleier wirft, und … eine Harmonie zwischen dem Wohlsein und Wohlverhalten lügt, wovon sich in der wirklichen Welt keine Spuren zeigen. Stirne gegen Stirn zeige sich uns das böse Verhängnis. Nicht in der Unwissenheit der uns umlagernden Gefahren - denn diese muß doch endlich aufhören - nur in der Bekanntschaft mit derselben ist Heil für uns.»[5]
Und bei Rudolf Steiner finden wir jetzt die Worte, die Schillers idealische Haltung mitten in der Freien Waldorfschule wirksam werden lassen:
«In der wahren Erkenntnis des Menschenwesens [welche durch die Geisteswissenschaft (Rudolf Steiners) möglich geworden ist] liegt das Unterpfand für die Entwickelung unseres Volkes in der Zukunft.
Auch diese Aufgabe ist groß, aber es ist ein Zeichen unserer Zeit, daß sie herb ist. Man will vor dem Antlitz unserer Zeit nicht so klaren Blickes stehen, daß man die verbitterten Züge sehen will. Man will Schleier über Schleier vor dieses Antlitz ziehen und will sich seinen Anblick deswegen fernhalten, weil man die Sprache fürchtet, die aus dem Antlitz redet. Herb und groß sind die Aufgaben, die wir übernommen haben. Aber wir glauben, daß es Menschen geben kann, die die Aufgaben doppelt zu lieben vermögen, weil sie herb und groß sind. Wir vereinigen uns mit Ihnen in der Hoffnung, daß Sie sie lieben lernen werden, weil es eine herbe Aufgabe ist. Aus der Herbheit wird die Frische entspringen können.
Herb und scharf ist das, was wir zu vertreten haben; aber diese Herbheit wird uns die Kraft geben, hier von der Freien Waldorfschule aus der niedergehenden Zeit ein Flammenzeichen auf die Stirne zu schreiben. Sie möge, während sie dahinlebt im Phrasentumb, die Kraft finden, einen kräftigen Tod zu sterben, daß darauf fallen möge die Sonne des kommenden Tages.» [6]
Berlin, im Dezember 2003
Rüdiger Blankertz
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[2] Rudolf Steiner, «Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik», Vierzehn Vorträge, Stuttgart 21. August bis 5. September 1919, ‹Rudolf Steiner Gesamtausgabe› Nr. 293, 1. Vortrag vom 21. August 1919
[4] Rudolf Steiner am 14. Dezember 1919 in einem Vortrag von Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft, Rudolf-Steiner-Gesamt-Ausgabe Nr. 194 (Die Sendung Michaels)
[6] Vortrag von Rudolf Steiner «Die Schulgewohnheiten der niedergehenden Zeit und die Schulpraxis des kommenden Tages», gehalten am Elternabend in der Freien Waldorfschule Stuttgart, am 11. Juni 1920 In: Rudolf Steiner in der Waldorfschule (tb 6710)
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