Mailwechsel zum Thema:
Willkürliche Textänderungen in der GA 30 (Der Individualismus in der Philosophie)
Als Word-Dokument hier
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From: "Andreas Wilke" <awilke@anthroposophische-gesellschaft.de>
To: "Blankertz Rüdiger" <rb@menschenkunde.com>
Sent: Monday, September 13, 2004 9:51 PM
Subject: "Der Egoismus in der Philosophie"
Lieber Herr Blankertz,
anliegend sende ich Ihnen die Originalkopie des Aufsatzes von Rudolf
Steiner "Der Egoismus in der Philosophie" und dazu die Seite 115 der
derzeit aktuellen GA 30, woraus Sie ersehen können, dass offenbar in
der Nachlassverwaltung offenbar sich jemand bemüssigt gefühlt hat
Rudolf Steiners SCHRIFTLICHEN Text zu ändern - übrigens die Ausgabe von
1961 hat noch den korrekten Wortlaut.
- Mich hat dieser Aufsatz sehr beschäftigt und ich kam über die
betreffende Stelle in der aktuellen Ausgabe nicht hinweg und habe
aufgrund dessen einmal nachgeforscht: URGEHEUERLICH. - Ich glaubte,
dass Sie das auch interessieren könnte, weil die Verdrehung wirklich
erstaunlich charakteristisch ist.
Herzliche Grüsse
Ihr Andreas Wilke
----- Original Message -----
From: Rüdiger Blankertz
To: Andreas Wilke
Sent: Tuesday, September 14, 2004 12:02 AM
Subject: Re: "Der Egoismus in der Philosophie"
Lieber Herr Wilke:
das ist wirklich UR- und ungeheuerlich (s.u.)
Haben Sie die aktuelle Ausgabe der GA 30 im Druck?
Daß der Text im Internet verfälscht ist, könnte ja noch ein Fehler sein - oder?
In der unten dokumentierten Internet-Fassung ist der Text noch unverändert - anscheinend 2002 aus einem Word-Doc konvertiert:
<!-- Name: Steiner/Articles/DeInPh_index.html Copyright (c) 1990-2002 -->
<!-- Desc: Steiner Der Individualismus in der Philosophie The e.Lib, Inc. -->
<!-- <TITLE>Aufsatz: Der Individualismus in der Philosophie</TITLE> -->
Wissen Sie, wie die Bilddateien der Datenbank erstellt werden?
Und vor allem: Wollen Sie sich dazu nicht öffentlich äußern? Das wäre doch ein konkreter Anlaß für eine erste Attacke, um die man doch nicht herum kommen wird. Ich mache gern mit.
Zum Inhalt:
Sie beziehen sich anscheinend auch auf unser Gespräch. ... Die von Ihnen gemeinte Stelle hat mich ebenfalls schon viel Schweiß gekostet: Aus der Sinnenwelt geht die geistige Welt hervor - und zwar durch den Denkakt RSts. Damit wäre denkend zu erschließen, WER da spricht (nachdem er geschrieben hat, siehe Völpel, Literaturgeschichte). Man kommt wohl kaum darum herum, irgendwie den Gehalt dieser Formulierung anhand ihrer Verdrehung auszuloten. Was meinen Sie?
Dann aber - was man nicht öffentlich ohne weiteres sagen kann, was aber zwischen uns ja schon als Thema genannt wurde:
Wie steht z.B. dieser Text, diese Selbst-Beschreibung RSts., als Form zu seinem Inhalt ? Also: WEM sagt er dies? Und was folgt daraus, daß wir es lesen (die Form) - und sogar etwas von dem bemerken, was gemeint sein könnte??? (der Gehalt)
Ich grüße Sie - einmal mit Goethe, wenn's erlaubt ist - herzlich und freue mich auf Ihre Rückmeldung
Ihr
R. Blankertz
----- Original Message -----
From: Rüdiger Blankertz
To: verlag@rudolf-steiner.com
Sent: Wednesday, September 15, 2004 8:03 PM
Subject: Steinerverlag_15_09_2004.doc
Rüdiger Blankertz
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Im Großacker 28
D- 79252 STEGEN
Tel.: 07661 - 905902
Fax: 07661 - 908373
Mobil: 0171-6551117
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Rüdiger Blankertz Im Großacker 28 D-79252 Stegen
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Rudolf Steiner Verlag
Lektorat
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Hügelweg 34
CH-4143 Dornach
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Mittwoch, 15. September 2004
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‹Rudolf Steiner Gesamtausgabe› Nr. 30 4. Auflage?; Internet-Datenbank ‹Rudolf Steiner Gesamtausgabe›: Wortlaut in «Der Individualismus in der Philosophie (1899)»
Sehr geehrter Herr Lektor!
In der Internet-Datenbank zu GA 30 (Methodische Grundlagen…) finde ich auf Seite 115 folgende Textvariante abgedruckt:
- ‹Original-Text› Text 1899, 1961, 1989, 2002 im Internet:
Auf diese Weise wurde das Kind, die geistige Welt der Sinnenwelt, zur Mutter der letzteren gemacht.
- Derzeit veröffentlichter Text (2003?):
Auf diese Weise wurde das Kind, die Sinnenwelt, zur Mutter der geistigen Welt gemacht.
Mir liegt die derzeit im Vertrieb befindliche Druckausgabe nicht selbst vor. Ich muß aber aus der Versicherung eines befreundeten Lesers, der im Besitz derselben ist, entnehmen, daß diese Textänderung auch in der Druckausgabe vorhanden ist. (4. Auflage? ISBN: 3-7274-0300-4 wird bei Amazon und KNO noch mit der Angabe ‹1961› geführt!)
Sie wissen um die Sensibilität der Rudolf Steiner Texte. Ich bitte deshalb darum, um freundliche Mitteilung, wie es zu dieser Änderung kommt.
Eine Fußnote findet sich zu diesem Vorgang nicht, wie z.B. zu Seite 150, Hinweis auf S. 611, wo Sie so frei waren, die Verwendung des Imperfekts in dem Satz «Das ganze Wesen der Welt schöpfte ich aus mir› als Druckfehler zu kennzeichnen, ohne aber den abgedruckten Text zu verändern.
Mit freundlichen Grüßen
Blankertz
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From: Altmann
To: Rüdiger Blankertz
Sent: Thursday, September 16, 2004 4:45 PM
Subject: Re: Steinerverlag_15_09_2004.doc
Sehr geehrter Herr Blankertz,
ich komme aus Ihrer Frage nicht ganz klar, denn die letzte Auflage von GA 30 ist nach wie vor die dritte Auflage von 1989. (Eine neuere Auflage gibt es nicht.) Dort findet sich die Textstelle genau so, wie von Ihnen unter B) zitiert, und so steht er auch im Internet. Ob der Text A) in der Ausgabe 1961 so stand, kann ich jetzt nicht nachprüfen; wenn ja, dann fällt diese Korrektur sicher unter die erwähnten wenigen Korrekturen, die für die Auflage 1989 durchgeführt wurden, denn die Textverschachtelung von Text A) gibt ja keinen Sinn, allenfalls den umgekehrten als gemeint.
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Altmann, Rudolf Steiner Verlag
Postf. 135, CH-4143 Dornach 1
Tel. 0(041) 61 706 91 30 / Fax 0(041) 61 706 91 49
----- Original Message -----
From: Rüdiger Blankertz
To: Altmann
Sent: Thursday, September 16, 2004 5:36 PM
Subject: Re: Steinerverlag_15_09_2004.doc
Lieber Herr Altmann,
Ich kann Ihre Einwendungen nur bestätigen: Wie ich feststellte, war der Text bis zur 3. Auflage 1989 korrekt.
Mindestens in der Internet-Datenbank findet sich jedoch die geänderte Textversion.
Ich lege die Abbildung bei.
Sie könnten es ja auch selbst in der Datenbank nachprüfen.
Welche Quelle haben Sie denn im Internet überprüft?
Bzgl. der Frage nach der derzeitigen Auflage muß ich mich versichern.
Die derzeit gültige ISBN gibt jedoch formal eine 4. Auflage an. (ISBN: 3-7274-0300-4)
Ich erwarte gespannt Ihre Rückantwort.
Mit freundlichen Grüßen
Blankertz
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From: Rüdiger Blankertz
To: Altmann
Sent: Thursday, September 16, 2004 5:52 PM
Subject: Fw: Steinerverlag_15_09_2004.doc
Lieber Herr Altmann:
Wie das so ist: Es ist einfach nicht zu fassen.
Jetzt erst wird mir klar:
Sie betrachten tatsächlich die falsche Textversion als die richtige.
Ich muß mich also korrigieren.
Demnach ist die 3. Auflage 1989 bereits nicht mehr korrekt. (Ich besitze diese nicht, sondern stützte mich auf eine Angabe.)
Die 1. Auflage von 1961 gibt den Text A wieder, ebenso die Ausgabe von 1899.
Beide Ausgaben sind in meiner Hand.
Ich lege das Faksimile von 1899 bei.
Nochmals: Die derzeit veröffentlichte Textfassung ist offenbar die falsche.
Wie sehen Sie das nun?
Mit freundlichem Gruß
Blankertz
----- Original Message -----
From: "Andreas Wilke" <awilke@anthroposophische-gesellschaft.de>
To: "Blankertz Rüdiger" <rb@menschenkunde.com>
Sent: Thursday, September 16, 2004 6:11 PM
Subject: Zeitprobleme
Lieber Herr Blankertz,
vielen Dank für Ihre Sendungen. - Leider bin ich derzeit so sehr
beschäftigt, dass ich noch nicht zum Antworten kam. - Ich hoffe das
morgen nachzuholen.
Wie Sie aus meiner Weiterleitung sehen, hat Herr Kugler bereits auf
meine Internet-Veröffentlichung reagiert. - Mit einer nicht zu
fassenden Naivität.
Die Reaktion von Herrn Altmann paßt absolut ins Bild. - Von einem Lesen
des Textes ist kann bei manchen Menschen offenbar wirklich nicht die
Rede sein. - Es wird nur verglichen und abgeglichen. Wo und wie leben
und lesen diese Menschen???
Alles weitere hoffentlich morgen,
herzliche Grüsse,
Andreas Wilke
----- Original Message -----
From: Andreas Wilke
To: Blankertz Rüdiger
Sent: Thursday, September 16, 2004 6:03 PM
Subject: Fwd: Textfehler in GA 30
Anfang der weitergeleiteten E-Mail:
Von: Rudolf Steiner Archiv <expo@rudolf-steiner.com>
Datum: 15. September 2004 15:41:48 MESZ
An: andreas wilke <awilke@anthroposophische-gesellschaft.de>
Betreff: Textfehler in GA 30
Sehr geehrter Herr Wilke
ja, da ist wohl von der Herausgeberin S. Lötscher (Ausgabe 1989) ein
gravierender Fehler gemacht worden, indem der Text von 1961, der auch
identisch ist mit dem Druck von 1899, verändert wurde. Zudem hat sie die
Aenderung nirgendwo nachgewiesen, was eine zweite Sünde ist. Ich schreibe
dies noch unter dem Vorbehalt, dass sich vielleicht doch noch Unterlagen
finden, die die Textänderung rechtfertigen. Jedenfalls bei meinen ersten
Recherchen heute, habe ich keinerlei Hinweis auf eine von Rudolf Steiner
beabsichtigte Textänderung gefunden. Falls ich doch noch fündig werde,
erhalten Sie nochmals Post von mir. - Im übrigen hätte ich es angemessener
gefunden, wenn Sie uns direkt auf diesen (möglichen) Fehler aufmerksam
gemacht hätten. Es hätte ja sein können, dass Rudolf Steiner irgendwo eine
Notiz mit einer Textänderung hinterlassen hat, was das Vorgehen der
Herausgeberin von 1989 gerechtfertigt hätte. Wir sollten Verunsicherungen
der Leser auf jeden Fall vermeiden, sollten aber natürlich zur Aufklärung
beitragen. In diesem Sinne meine Bitte an Sie: Teilen Sie uns auftretende
Unstimmigkeiten in den Texten direkt mit. Wir werden sie dann prüfen und
Ihnen unser Ergebnis mitteilen. Dann können Sie getrost Ihre Leser
orientieren.
Mir freundlichen Grüssen
Walter Kugler
--
Rudolf Steiner Archiv
Postfach 135
CH-4143 Dornach 1
Switzerland
Tel: ++41.61 706 82 10
Fax: ++41.61 701 16 77
----- Original Message -----
From: Rüdiger Blankertz
To: Altmann
Sent: Thursday, September 16, 2004 6:33 PM
Subject: Fw: Textfehler in GA 30
Lieber Herr Altmann: Dies zur Kenntnis.
Ich wußte nicht, daß Herr Wilke bereits mit Herrn Kugler an der Sache dran ist.
Das Problem scheint darin zu liegen, daß der Genitiv von einem heutigen Leser oft nicht oder nicht richtig aufgefaßt wird.
Daher meint man dann, der originale Text Rudolf Steiners sei - ein Druckfehler.
Meine Frage bleibt: Was bedeutet dieser Vorgang für den Rudolf-Steiner-Verlag?
Weitere Fragen schließen sich natürlich an...
mit freundlichen Grüßen
Blankertz
----- Original Message -----
From: "Andreas Wilke" <awilke@anthroposophische-gesellschaft.de>
To: "Blankertz Rüdiger" <rb@menschenkunde.com>
Sent: Thursday, September 16, 2004 6:58 PM
Subject: 1989er Auflage
Lieber Herr Blankertz,
ganz kurz noch: die Texte im Internet der Recherchierbaren Datenbank
der Nachlassverwaltung sind tatsächlich Scans der aktuellen
Buchausgaben.
Herzliche Grüsse,
Andreas Wilke
----- Original Message -----
From: Altmann
To: Rüdiger Blankertz
Sent: Friday, September 17, 2004 10:20 AM
Subject: Re: Fw: Steinerverlag_15_09_2004.doc
Sehr geehrter Herr Blankertz,
zunächst zu den Punkten, die eindeutig sind und über die es nichts zu rechten und zu streiten gibt:
Es existieren nur drei Veröffentlichungen von Steiners Aufsatz über den Egoismus/Individualismus in der Philosophie: 1) im Sammelband "Egoismus" von 1899; 2) erstmals wieder abgedruckt im Aufsatzband GA 30 im Rahmen der Gesamtausgabe, 1961; 3) neu aufgelegt mit wenigen Korrekturen (darunter die hier diskutierte) unter gleicher ISBN 1989. (Einer ISBN kann man nie eine bestimmte Auflagenzählung entnehmen.)
Die Internet-Version ist keine eigene Ausgabe! Sie versammelt nur die zum Zeitpunkt ca. 2002 (es gibt einige nach-gescannte Titel) jeweils bis dahin zuletzt erschienenen Auflagen der GA; das können also Editionen aus den 60er Jahren sein oder von 2002 oder, wie in diesem Fall, von 1989. Die Internetseiten sind ja sozusagen nur Fotografien der gedruckten Buchseiten. Soweit alles, was der Verlag dazu sagen kann.
Alle anderen Fragen, warum welche Änderungen, ob berechtigt oder nicht, sind eigentlich Fragen an den Herausgeber, und das ist im Falle Steiner das Archiv. (Insofern war die parallele Anfrage an Herrn Dr. Kugler richtig adressiert.) Ich versuche nur manchmal, wenn schon Fragen an den Verlag gelangen, meinen Kollegen im Archiv Arbeit abzunehmen (sie sind ja dort viel zu wenige) und manches gleich von hier aus abzuklären, was ich ja auch bezüglich der Verwirrung über die vielen Auflagen und Versionen tun konnte. Dass ich dabei auch noch die Korrektur in der letzten Auflage verteidigte, hätte ich lieber unterlassen, da es für Sie "einfach nicht zu fassen" ist. Polemik ist aber nicht sehr hilfreich! Auch nicht Ihre Schwarzweißmalerei nach "richtiger" und "falscher" Textversion. Die Kategorien Richtig und Falsch treffen bei Texteditionen nur sehr selten zu, und bei Rudolf Steiner noch viel seltener (auch wenn der Leser sich natürlich Eindeutigkeit wünscht).
Im Falle unseres Beispiels: die erste Frage wäre: gibt es ein eigenhändiges Manuskript von Steiners Aufsatz, womöglich auch noch die Druckfahnen aus dem Sammelband möglicherweise mit Steiners Korrekturen; das wäre dann ein sehr authentisches Dokument, sozusagen die "richtige" Fassung. Schon der Druck des Sammelbandes 1899 ist kein eindeutiger Beweis, dass Rudolf Steiner jedes Wort oder gar Komma wirklich so gewollt und geschrieben hat; die Drucker zu jener Zeit waren nämlich noch reicht eigenmächtig, sie waren zugleich immer auch Korrektoren und fühlten sich manchmal fast schon als Lektoren. (Wir kennen ja solche Beispiele eigenmächtiger Änderungen durch den Setzer, etwa beim "Seelenkalender".) Es können auch Lesefehler des Setzers vorliegen. Auch der Herausgeber des Sammelbandes könnte eingegriffen haben. Ich will das jetzt alles nicht behaupten und schon gar nicht auf die diskutierte Textstelle beziehen, aber man sollte doch bitte etwas vorsichtiger sein mit den Begriffen "richtig" und "falsch" und dem Herausgeber nicht immer gleich "Fälschung" vorwerfen, wie das viele tun (als ob das seine Absicht gewesen wäre), statt sachlich zu konstatieren: "diese herausgeberische Entscheidung halte ich für zweifelhaft." Darüber lässt sich dann immer diskutieren.
Nichts für ungut!
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Altmann, Rudolf Steiner Verlag
Postf. 135, CH-4143 Dornach 1
Tel. 0(041) 61 706 91 30 / Fax 0(041) 61 706 91 49
----- Original Message -----
From: "Rüdiger Blankertz" <rb@menschenkunde.com>
To: "Altmann" <winfried.altmann@rudolf-steiner.com>
Sent: Friday, September 17, 2004 1:11 PM
Subject: Re: Fw: Steinerverlag_15_09_2004.doc
Sehr geehrter Herr Altmann,
Sie irren sich, Ihre Angaben entsprechen nicht den Tatsachen.
Der fragliche Aufsatz ist bereits mehrfach erschienen:
1899, -
1939 im Sammelband Frühwerk Band I - Aufsätze 1884-1902. Mit je einem Bildnis Steiners, Faksimiles, Register. Hg. Von Edwin Froböse u. Werner Teichert mit e. Einf. Von Marie Steiner. Goethes Naturanschauung, Kultur-Pädagogik, Philosophie, Naturwiss.; -
ca. 1956 in Veröffentlichung aus dem Frühwerk Nr. 7 als Einzelausgabe
dann 1961 in Bibl. Nr. 30. -
Das nur nebenbei und vorab.
Es ist ein wenig betrüblich, daß Sie offenbar wenig Sinn für die hier angesprochene Problematik entwickelt haben.
Das zu sagen ist zwar nicht nett von mir, aber es ist der Eindruck, den ich aus unserer Korrespondenz gewinne.
So höre ich aus Ihrer Entgegnung heraus, daß ich mich doch nicht so gerieren solle.
Meinen Sie das so?
Ich sehe allerdings, daß eine abwehrende Haltung gegen gewisse Fragen derzeit wohl eher die übliche ist...
Warum?
Nun, ich sehe das Problem eben etwas anders und gewichte es auch anders - mit Gründen.
Wie auch immer, Sie sind ja nicht persönlich gemeint, sondern es handelt sich bei mir um sachliche Nachfragen, auf welche ich allerdings kompetente Antworten erwarte.
Von Polemik habe ich keine Spur. Sie mögen das so empfinden, weil Sie diese Fragen vielleicht als lästig empfinden. Und weil sie eventuell spüren, daß da ein Problem existiert, das nur schwer greifbar ist. Meinen Sie nicht, daß es eher bei Ihnen als dem verantwortlichen Fachmann liegt, die Polemik zu vermeiden und auf die Sachlage einzugehen, die Sie doch am besten kennen müßten - besser jedenfalls als ein Leser, der auf solche Dinge eher zufällig stößt, die für Sie doch eigentlich zur Arbeitsgrundlage und Ausbildung gehören müßten? Oder wollen Sie sagen, daß der Vorgang ohne Belang ist, sozusagen Standard? Und doch nicht beabsichtigt?
Insbesondere würde es mich freuen, wenn Sie die Handlungsweise von Frau Lötscher bei Ihrer Argumentation mit berücksichtigten.
Denn wenn man auch nicht annehmen kann, daß die damalige Verlagsleitung die Fälschungstat - und das ist sie wohl doch, wie bereits Herr Kugler zugegeben hat - veranlaßt hat, so gibt es doch für ein Verlagsgeschäft eine wissenschaftliche oder wenigstens literarische Gesinnung einzufordern, die im Falle des Autors Steiner sicher noch ganz anders zu bewerten wäre als sonstwo. Ihr Hinweis auf die Usancen der Setzer ("Der Säzzer" hieß es mal bei der Taz, wenn es einen Eingriff des Proletariats in die Redaktionstexte gab) könnte ich so verstehen, daß wir doch froh sein sollen, daß im Steiner-Verlag nur der Herausgeber die Texte ändert. Das möchte ich nun weniger so auffassen müssen. Und ich finde die darin liegende Ablenkung von dem konkreten Problem wenig angebracht, vor allem, wenn ich bedenke, daß Sie zur Aufklärung des Vorfalls anscheinend gar nichts beitragen wollen oder können.
Im übrigen könnte es sein, daß Sie die Problematik der Vortragsnach- oder Mitschriften bzw. Stenogramm-Übertragungen mit der der Herausgabe der Schriften in einen Topf werfen. Das möchte ich für mich vermeiden. Ich glaube mir ziemlich bewußt zu sein, daß die "Vortragstexte" vom Verlag rechtlich erfolgreich als literarische Eigenprodukte der als der Kurzschrift Übertragenden bezeichnet werden, um die sonst abgelaufenen Verwertungsrechte zeitlich auszudehnen. Und da ist ja auch etwas dran.
Nun, wie auch immer: Ich denke, Sie sollten die Gelegenheit wahrnehmen, von Ihrem Platz aus etwas weiteres zur Aufklärung des Vorgangs beizutragen. Derzeit verfasse ich einen Aufsatz zu diesem Thema, der die diversen Aspekte anreißen wird, die zunächst in Betracht kommen. Da denke ich, wäre Ihre Hilfe als Sprecher des Verlages für die Öffentlichkeit wertvoll, damit die Darstellung so sachlich wie möglich werden kann.
Die Diskussion sollte also zunächst über den konkreten Fälschungsvorgang einer übereifrigen Mitarbeiterin des Verlages und die Stellung gehen, die die Verlagsleitung dazu einnimmt. bevor wir uns gegebenenfalls an buchgeschichtliche Curiosa verschwenden, die ja durchaus interessant sein mögen, die aber die Redaktionsarbeit eines Lektorats selbst nicht betreffen.
In Erwartung Ihrer freundlichen und sachkundigen Rückantwort
grüßt Sie einstweilen freundlich
R. Blankertz
----- Original Message -----
From: Andreas Wilke
To: Rüdiger Blankertz
Sent: Monday, September 20, 2004 3:45 PM
Subject: Re: "Der Egoismus in der Philosophie"
Lieber Herr Blankertz,
herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung, auf die ich morgen ausführlicher eingehen möchte. - Vorab aber ganz kurz, das folgende:
An Korrespondenz mit Herrn Kugler liegt wirklich nur diese eine Mail vor. - Ich habe ihn nicht angeschrieben, sondern er hat nur auf meine Internet-Veröffentlichung reagiert.
Herzliche Grüsse,
Andreas Wilke
----- Original Message -----
From: "Helmut K" <texte*@gmx.de>
To: "Rüdiger Blankertz" <rb@menschenkunde.com>
Sent: Wednesday, September 22, 2004 8:34 AM
Subject: Re: Steiners "Der Individualismus in der Philosophie"
Sehr geehrter Herr Blankertz,
vielen Dank für die ausführliche Information zu Ihrer Anfrage.
In meiner Ausgabe steht tatsächlich der Absatz in der Fassung des
Erstdrucks.
Ich habe mich übrigens schon öfters gefragt, warum die Nachlassverwaltung
noch nicht nach den ja seit mehr als 200 Jahren erarbeiteten Kriterien für
historisch kritische Editionen mal eine danach erarbeitete Steiner-Ausgabe
in Angriff genommen hat. Selbst habe ich mich mit Editionstechniken
beschäftigt, bin allerdings kein Steiner-Experte und kenne die Hintergründe
und Editionsgeschichte seiner Werke nicht.
Umso mehr bin ich gespannt auf Ihre überarbeitet Website.
Sehr geehrter Herr Blankertz,
Sie hatten angefragt zu dem Angebot
Rudolf Steiner: Veröffentlichungen aus dem literarischen Frühwerk. 4 Bde.
(=19 Hefte); Auflage: 1,00; oLw (Bde 1-2), Brosch (Bde 3-4); Sektion für
redende und musische Künste am Goetheanum
Bestell-Nr: rara03abcd EUR 120,00
Ich habe die Bände seit beinah einem Jahr angeboten und inzwischen möchte ich sie nicht mehr verkaufen, da mir die Steiner Texte selbst größtenteils noch unbekannt sind und sie mir mittlerweile wertvoller sind, als dass ich sie derzeit gegen Geld abgeben möchte. Ich hoffe, Sie haben Verständnis für diese Absage. Sollten Sie den angefragten Aufsatz in Fotokopie haben wollen, wäre ich bereit gegen eine Unkostenerstattung (Kopien und Versand) den Aufsatz Ihnen als Fotokopie zu schicken.
Mit freundlichen Grüßen,
----- Original Message -----
From: Altmann
To: Rüdiger Blankertz
Sent: Wednesday, September 29, 2004 3:29 PM
Subject: Re: Eine willkürliche Textänderung
Sehr geehrter Herr Blankertz,
Nur damit Sie mir nicht wieder vorwerfen, ich hätte nicht reagiert, reagiere ich also. Und zwar mit der Frage, was ich denn noch hätte klarstellen sollen. Bitte sagen Sie es mir noch einmal, denn ich weiß es nicht. Ich hatte bereits klargestellt, dass seit der 3. Auflage 1989 keine weitere Edition mehr erschienen ist, worauf Sie noch ergänzten, dass es noch vor der ersten GA-Ausgabe Publikationen des Textes im Rahmen des “Literarischen Frühwerks” gegeben hat; damit hatten Sie natürlich recht, aber ich hielt es nicht so dringend, das eigens nochmal bestätigen zu müssen, denn es geht ja um die Auflage 1989. Also: welche Frage mir gegenüber (ich bin nicht Archivmitarbeiter und kein Herausgeber) ist noch offen? Ich habe eher den Eindruck, dass Ihre “Fragen” mehr rhetorisch sind, da Sie ja ohnehin schon immer alles wissen, zumindest über die Lesefähigkeit Ihrer Mitmenschen oder die Willkür, die im Steiner-Archiv (noch immer?) herrscht.
Also: konkrete Sachfragen an den Verlag (nicht an die Herausgeber) können Sie gern an mich richten; auf Ihre Privatissimes werde ich aber nicht eingehen, da ich es für unfruchtbar halte.
Am 29.09.2004 um 19:08 schrieb Rüdiger Blankertz:
Aber Herr Altmann,
vielleicht ist mir nicht ganz klar, für welche Fragen Sie sich als zuständig erachten.
Ich formuliere für Sie jetzt noch einmal etwas von dem, was alles schon in meinem Text enthalten ist:
Sie teilten mir mit, die bis 1989 mehrfach (1939, 1954, 1961, 1978) gedruckte Fassung sei erkennbar eine unsinnige Formulierung.
Weshalb Sie die Änderung durch Frau Lötscher positiv bewerten.
Sie meinen also, daß IHR Verständnis oder Nicht-Verständnis eines Textes von R.St. darüber entscheidet, was davon gedruckt wird?
Gehe ich richtig in der Annahme:
Sie würden also solche Satzteile oder Satzkonstruktionen oder Passagen in den Texten Rudolf Steiners auch gern weglassen oder ändern, die SIE nicht verständlich finden?
Nur würden Sie das Weglassen vielleicht dokumentieren?
Ferner:
Es kursiert das Gerücht, einzelne Aufsätze und Vorträge in Einzelausgaben bzw. Themenbüchern seien bereits geändert / gekürzt / umformuliert / entschärft.
Wie stellt sich der Rudolf-Steiner-Verlag zu diesem Gerücht? Wer ist für die Antwort zuständig, wenn nicht Sie?
Würden Sie mich im Falle Ihrer Unzuständigkeit bitte mit Ihrem Vorgesetzten / dem Verantwortlichen per Email bekannt machen?
Ich habe mich gefragt, ob es irgendwo ein Selbstverständnis der Herausgeber-Tätigkeit des Rudolf-Steiner-Verlages vorhanden ist.
Ich habe keins gefunden.
Finden Sie nicht auch, daß das ein Mangel ist?
Deshalb:
Haben Sie zur Kenntnis genommen, daß Rudolf Steiner seine Texte als etwas besonderes und vor allem genauestens in der von ihm vorliegenden Form zu erlesende bezeichnet hat? Wie stellen Sie sich dazu?
usw.
Nun denn - schaun wir mal, ob doch noch was kommt...
mfg
Blankertz
----- Original Message -----
From: Altmann
To: Rüdiger Blankertz
Sent: Thursday, September 30, 2004 2:16 PM
Subject: Re: Eine willkürliche Textänderung
Sehr geehrter Herr Blankertz,
Noch einmal, hoffentlich zum letzten Mal: der Steiner Verlag ist nicht Herausgeber der Werke Steiners, sondern nur der Verleger. Das sind völlig getrennte Vorgänge. Herausgeber ist das Archiv; mit dem Archivleiter, Herrn Dr. Kugler, hatten Sie ja bereits Kontakt. Dass beide Betriebe unter einem gemeinsamen Dach, der Nachlassverwaltung, arbeiten, ist eher ein Zufall bzw. eine historisch bedingte Geschichte. Der Verlag könnte ebenso gut Fischer oder Rowohlt heißen. (Wenn jemand vor 100 Jahren Steiners Goethe-Edition innerhalb der Sophien-Ausgabe hätte kritisieren wollen, hätte er sich ja auch nicht an den Verlag (war das damals schon Böhlau?), sondern an das Goethe-Archiv in Weimar gewandt.) Ich betone das nur, weil Sie ja so viel Wert auf “offizielle” Antworten legen; die kann ich nicht geben.
Ich bedaure wirklich sehr, dass ich mich durch Ihre etwas aggressiven Anfragen (erst ein Fax, dann am nächsten Tag gleich eine E-mail hinterher) zu einer vorschnellen Antwort habe hinreißen lassen. Ich hatte das Fax schon in den Postkorb für das Archiv gelegt, sah dann aber in der E-mail die Verwirrung mit den vermeintlichen diversen Auflagen nach 1989 und wollte das gleich klarstellen. Dabei habe ich dummerweise auch meine private Meinung zu dem Eingriff von Frau Lötscher, nach einem ersten Lesen des veränderten Satzes, geäußert. Da hatte ich tatsächlich zunächst den Eindruck, dass dieser etwas verknotete Satz eigentlich das Gegenteil von dem ausdrückt, was Steiner aus dem ganzen Kontext ersichtlich meint. Am nächsten Tag habe ich mir die Stelle nochmals vorgenommen und gemerkt, das man diesen Satz auch “andersherum” lesen kann, er demnach dann wohl doch von Steiner so formuliert wurde und mithin der Eingriff von Frau Lötscher (abgesehen davon, dass sie ihn nicht dokumentiert) ein fataler Fehler war.
Wenn Sie meine folgenden E-mails wirklich gelesen hätten, ohne Vorurteils-Brille, dann hätten Sie gesehen, dass ich dann immer durchaus von diesem Fehler bei der letzten Herausgabe gesprochen habe.
Ihre Auffassung, dass die Herausgeber Steiners mehr oder weniger nach Gutdünken (“willkürlich”) in von Steiner herausgegebene Texte eingreifen, kürzen, glätten oder dergleichen, ist für mich (der ich ja einige Herausgeber kenne und gewisse Einsichten in ihre Tätigkeit habe) so absurd, dass ich das bis heute gar nicht begriffen hatte, dass Sie das wirklich meinen! Fehler sind sicher nie ganz auszuschließen, und die müssen zu Recht kritisiert und bei nächster Gelegenheit korrigiert werden, aber von “willkürlicher” Arbeit (das hieße ja: von einer laschen Auffassung von Editionsarbeit) zu reden, das ist wirklich absurd! So viel Einblick in die Archivtätigkeit glaube ich zu haben, um das sagen zu können.
Anders (und viel schwieriger) ist natürlich die Sache bei den Vorträgen (was Sie ja auch schon erwähnten), denn hier war es der ausdrückliche Wunsch Steiners, dass seine gesprochenen Wortlaute redigiert werden, was dann, nach meinem Eindruck, wesentlich vorsichtiger getan wurde, als von ihm gewünscht. Hier wandeln sich übrigens auch die Bedürfnisse der Leser ganz außerordentlich; seit 10, 15 Jahren wünscht man (ich meine, zu Recht) immer mehr größtmögliche Authentizität, und die Herausgeber tragen dem ja, wenn bei Neuauflagen dazu die Chance besteht, auch Rechnung. Voriges Jahr erschien z.B. zum ersten Mal ein Vortragskurs, der Heileurythmiekurs, als wortwörtliche Stenogramm-Wiedergabe. Dahinter standen zwei Jahre ehrenamtliche, also völlig unbezahlte Arbeit unserer Stenografie-Expertin. Dankeschön sagt ihr natürlich niemand dafür, aber Sie können an so einem Beispiel vielleicht das “Selbstverständnis der Herausgebertätigkeit”, wie Sie es formulieren, ablesen; als Manifest gedruckt gibt es das leider nicht, oder wo wollten Sie es finden?
Jetzt aber noch ein Wort zu den “Gerüchten”. Das sind keine Gerüchte, sondern wir haben in den letzten Jahren sehr offene und gar nicht heimliche Gespräche u.a. mit vielen anthroposophischen Buchhändlern geführt, weil die besonders nahe beim “Verbraucher”, beim Leser sind. Ihre Einschätzung war uns wichtig zu hören. Der Verlag ist nämlich seit neuem tatsächlich frei, auf eigene Verantwortung Herausgaben zu machen (also doch! werden Sie sagen), als Dritt- und Viert-”Verwertungen” der GA-Texte, wie z.B. thematische Sammlungen wie die kleinen “Meditations-Bändchen” in diesem Jahr oder vielleicht einmal eine neue Art von “Themen-Bänden”, wo auch Teile von Vorträgen, sozusagen als lange Zitate, abgedruckt werden könnten. Auch die neuen (farbigen) Einzelausgaben seit vorigem Jahr erscheinen unter der Verantwortung des Verlags. Da sind wir der Meinung: eine Kürzung oder Auslassung, wenn sie dem jeweiligen Herausgeber notwendig und sinnvoll erscheint, ist nicht tabu, so lange sie klar bezeichnet ist und auf die vollständige Referenzausgabe der GA verwiesen wird. (Unter den neun bisher erschienenen Titeln hat es meines Wissens erst eine einzige kleine Kürzung gegeben.) Text-Veränderungen gegenüber der GA sind dagegen ausgeschlossen (das ist so undenkbar, dass wir noch nicht mal darüber diskutiert haben).
Also: die Verlagsauffassung ist, dass die GA-Herausgaben (und damit auch die Taschenbücher) für den Verlag sakrosankt sind (und ausschließlich in der Verantwortung der Herausgeber im Archiv), dass aber für Text-Zusammenstellungen oder Einzelausgaben auch Text-Auszüge oder leichte Kürzungen möglich sind, aber nachgewiesen werden müssen (schließlich kann jeder, auch über Internet, das GA-”Original” heranziehen); die Wortlaute selbst in diesen Ausgaben sind ebenfalls tabu. Ist das für Sie jetzt klar genug? (Ich habe übrigens selbst einen solchen Einzelvortrag letztes Jahr herausgegeben: “Erdenraum und Sonnenzeit” (Vortrag 4.6.24) mit den mir notwendig erschienenen Anmerkungen zur Textgrundlage. Sie können sich ja mal selbst ein Bild machen.)
Zum Schluss kann ich mir doch nicht ganz verkneifen, mich ein wenig über unsere anthroposophische “Szene” zu wundern: da starten Sie eine Art Grundsatz-Kritik-Kampagne, weil bei einem (im übrigen nahezu unverkäuflichen) Aufsatzband vor 15 Jahren ein in der Tat blöder Fehler unterlaufen ist, während die Tatsache, dass da jemand die ganze “Geheimwissenschaft”, eines der grundlegendsten Werke Steiners, eigenmächtig und in diesem Falle tatsächlich willkürlich “umschreibt”, weil angeblich das Original heute nicht mehr verständlich ist, kaum jemanden (nur ein Beitrag in der Wochenschrift) zu berühren scheint. Für mich hat das jedenfalls eine andere Dimension als der falsche Satz im “Individualismus”-Aufsatz. Und im übrigen, um den Horizont nochmals zu erweitern, streiten wir uns hier um eine sehr deutsch(sprachig)e Angelegenheit. Ich werde nie vergessen, wie vor ein paar Jahren der damalige amerikanische Verleger von Anthroposophic Press, der wichtigste Verlag für Steiner im Englischen, uns hier erklärte: “Ihr armen Schweine vom Steiner Verlag. Ihr seid ja wahrscheinlich an die alten Steiner-Texte gebunden und könnt da gar nichts ändern. Wie haltet Ihr das überhaupt aus? Wir können ja wenigstens alle paar Jahre eine neue Übersetzung, die den neue Lesegewohnheiten entgegenkommt, herausbringen.” Der meinte das wirklich ernst! (Und ist überzeugter Anthroposoph.) So relativieren sich die Dinge, wenn man etwas weiter schaut.
Ich hoffe, jetzt ist genügend geklärt, so dass wir unseren Austausch vielleicht doch langsam beenden können.
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Altmann, Rudolf Steiner Verlag
Postf. 135, CH-4143 Dornach 1
Tel. 0(041) 61 706 91 30 / Fax 0(041) 61 706 91 49
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