Ungekürzte Fassung der Druckversion in ‹Anthroposophie›, Vierteljahresschrift zur anthroposophischen Arbeit in Deutschland, IV. 2010.
INHALT:
Rudolf Steiners Bücher: Schwere Kost
Anthroposophie als Buch ...
... und die berufenen Leser
Vom Gedankenkampf um die lebendige Anthroposophie
Aktivierung des Denkens: Der ‹Gegenstoß›
Wie man Bücher in unserem Zeitalter zu lesen pflegt ...
Die ‹gewisse Beziehung› zum Autor des Buches ...
... und das rechte Verhältnis zur Anthroposophie
Der naive Leser wird zurückgedrängt
Das Denken tritt auf
Etwas zur ‹Beobachtung des Denkens›
Der Ursprung des Denkens
Zur Methode der ‹Beobachtung des Denkens›
Zum Beschluss: Vice Versa (Christian Morgenstern)
Rudolf Steiner lesen? «Verworrenheit nach Dyslexie»
Zu: Taja Gut: «Wie hast du's mit der Anthroposophie? - Eine Selbstbefragung», Verlag die Pforte, 2010
Bisher veröffentlicht in Lorenzo Ravaglis ‹anthroblog›
In der aktuellen Ausgabe des ‹Europäer› (Nr. 9/10 Jg. 14 Juli-August 2010) lie-fert Marcel Frei mit einer Reihe von Symptomen den klinischen Befund zu dem Autor des Schriftchens «Wie hast du's mit der Anthroposophie? - Eine Selbstbefragung», Taja Gut, das dieser als Lektor des Rudolf Steiner Verlages sozusagen im Selbstverlag veröffentlicht hat. Lesenswert (wenn auch aus einem anderen ‹Lager›) ist auch Lorenzo Ravaglis kopfschüttelnde Besprechung (http://www.anthroweb.info/anthroblog.html Debatten›, 6. Juli 2010) ‹Ein Ve-xierspiel›. Da lesen wir: «Taja Gut spielt nicht nur mit den Identitäten, er spielt auch mit ‹der Anthroposophie›. Denn gleich heißt es weiter, nachdem festgestellt ist, dass es um das Verhältnis zur Anthroposophie geht: ‹Und zwar zur Anthropo-sophie Rudolf Steiners.› ‹Es gibt ja keine andere›, antwortet das kursive Ich. ‹Ich weiß nicht›, erwidert das nicht-kursive Ich. Wie bitte? Das eine Ich weiß nicht, ob es nicht doch noch eine andere Anthroposophie gibt, als die Rudolf Steiners? Nun, welche denn? Um die Anthroposophie der ‹Eiferer› jedenfalls geht es nicht, das macht das nicht-kursive Ich gleich im Folgenden deutlich. Das Selbst, das sich befragt oder befragt wird, will also sein Verhältnis zur Anthropo-sophie der Nichteiferer klären. Wenigstens zwei Formen von Anthroposophie scheinen demnach zu existieren: die der Eiferer und die der Nicht-Eiferer. Aber gibt es die Anthroposophie aus der Sicht des sich befragenden Selbstes nun wirk-lich, auch die Rudolf Steiners? Da bin ich mir nicht so sicher. Heißt es doch auf Seite 15: ‹Es gibt also etwas, was du Anthroposophie nennst, aber von ›den Anthroposophen‹ und ihrem Dafürhalten, ja sogar von der Form unterscheidest, in der sie bei Steiner in Erscheinung tritt?› Ja, antwortet das nicht-kursive Ich, ‹sowenig wie ›die Anthroposophen‹ gibt es ›die Anthroposophie Rudolf Steiners‹. Die Anthroposophie Rudolf Steiners gibt es also doch nicht. Wie kann dann aber ein Selbst ein 160-seitiges Büchlein über sein ‹Verhältnis› zu dieser Anthroposo-phie schreiben, die es gar nicht gibt? […] » Ravagli fragt sich also, ob Taja Gut nun daran glaubt, dass es ‹Rudolf Steiner an sich› gibt oder doch nur ‹für sich› (oder ‹für ihn›?). Man bemerkt hier bereits den schwankenden Boden …
Ich sehe diese beiden Befunde als Hinweis auf eine Diagnose: Mehr, als manche sehen können, leiden sie an der überall grassierenden Zeitkrankheit ‹R48.-› Dyslexie Leseschwäche , trotz Waldorfschul-Unterricht, der doch das rich-tige Lesen nach Rudolf Steiner vermitteln soll! Besagt: Wir können nicht ‹richtig› lesen, wir meinen es bloß zu können. ...
Wortlaut-Änderung in GA 168? «Soll die Seelennot der Gegenwart durch Geisterkenntnis ‹behoben› werden? »
Anthroposophische Sozialpastoren verschönern Texte Rudolf Steiners [Oktober 2007]
Guter Wille beseelt auch die Mitarbeiter der Rudolf Steiner Nachlaßverwaltung. Manchmal aber schießt man dort über das Ziel einer erfolgreichen Verbreitung der Werke Rudolf Steiners hinaus. Oder doch nicht? Erscheint es nicht auch dem Rudolf Steiner-Verlag angesichts der öffentlichen Kritik an gewissen Aussagen Rudolf Steiners nötig, dafür zu sorgen, daß in Zukunft ‹unzeitgemäße Begriffe› (siehe die Anmerkung am Schluß dieses Artikels) in den anthroposophischen Schriften gar nicht erst gefunden werden? Wie dem auch sei aber ist die undokumentierte Änderung von Wortlauten Rudolf Steiners wirklich so selten? Und wie steht diese wiederholt festgestellte Praxis zur Aufgabe der Herausgeber?
Ab der zweiten ‹neu durchgesehenen› Auflage 1976 wurde der vorletzte Satz des Vortrags vom 10. Oktober 1916 von den Herausgebern verändert, ohne daß dieser Eingriff dokumentiert wurde. Ein Versehen? Oder eine Ungeheuerlichkeit, die zum Alarmsignal werden muß? 4
Der Satz wurde bis dahin mit dem folgenden Wortlaut gedruckt:
«Geist-Erkenntnis ist nicht etwas, was als eine Phantastik geschildert werden darf; Geist-Erkenntnis ist dasjenige, was bestrebt ist, auf diejenige Wirklichkeit erst den Einfluß zu finden, aus welcher die Seelennot, die notwendigerweise mit dem fünften nachatlantischen Zeitraum verknüpft sein muß, geboren werden kann.»
Das Wort ‹geboren› wurde 1976 stillschweigend durch ‹behoben› ersetzt. Demnach lautet der Satz nun so: «Geist-Erkenntnis ist dasjenige, was bestrebt ist, auf diejenige Wirklichkeit erst den Einfluß zu finden, aus welcher die Seelennot, die notwendigerweise mit dem fünften nachatlantischen Zeitraum verknüpft sein muß, behoben werden kann.»
Das Rudolf Steiner Archiv teilte mir im Juli 2007 auf ergänzende telefonische Nachfrage schließlich mit, im Stenogramm von Helene Finckh sowie in der Ausschrift sei zweifelsfrei das Wort ‹geboren› vorgegeben. Zudem habe das Wort ‹behoben› eine völlig andere stenographische Form. Eine Verwechslung bei der Ausschrift sei ausgeschlossen. Natürlich könne es sich um einen Hörfehler der Stenographin handeln. Seitens der Herausgeber handle es sich wohl ‹um eine sinngemäße Änderung› unter Voraussetzung eines Hörfehlers; allerdings sei deren Urheber derzeit (Juli 2007) namentlich noch nicht ermittelt worden. Und im übrigen sei es, so der Mitarbeiter, ja sowieso viel plausibler, daß die Geisterkenntnis die Not, und auch die Seelennot behebe. Er könne sich einfach nicht vorstellen, daß anthroposophische Geisterkenntnis zur Geburt einer Not welcher Art auch immer beitragen solle. Es müsse sich daher um einen Irrtum handeln, dies gehe ‹prima vista› für ihn aus dem Kontext des Vortrags, ja der ganzen Anthroposophie hervor und sei somit doch wohl gerechtfertigt.
Allerhand! Wurde deshalb dieser Stein des Anstoßes für den Leser beseitigt? Er braucht sich jedenfalls nicht mehr zu beunruhigen …
Wortlaut-Fälschung in GA 30? «Wir sollten den Leser möglichst nicht beunruhigen»
Eine willkürliche Textänderung durch eine Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Verlages an dem Text des Aufsatzes von Rudolf Steiner: «Der Individualismus in der Philosophie» (GA 30) wirft Fragen auf, an denen man nicht vorübergehen sollte. [September 2004]
Vor 15 Jahren wurde in der seit 1961 vorhandenen ‹Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe› Nr. 30 von einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Verlags eine willkürliche Änderung an einem Wortlaut Rudolf Steiners vorgenommen. Dies geschah bei der Vorbreitung der 3. Auflage. Betroffen ist die zentrale Aussage in dem wichtigen Aufsatz ‹Der Individualismus in der Philosophie› aus dem Jahre 1899. Der Sinn des Satzes wurde ins Gegenteil verkehrt. Die Textänderung ist erst am 11.9.2004 einem aufmerksamen Leser aufgefallen und von ihm durch einen entsprechenden Hinweis im Internet öffentlich gemacht worden. Schon am 15.9.2004 erfolgte eine Reaktion des Leiters der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dr. Walter Kugler, auf diese Entdeckung. Seine Äußerung wird hier zum Anlaß genommen, zu fragen, inwiefern ein solcher Umgang mit den Texten Rudolf Steiners, wie er in dieser Willkür zum Ausdruck kommt, heute als durchaus symptomatisch angesehen werden müßte. Dabei kann deutlich werden, wie Rudolf Steiner bereits 1899 eine klare Diagnose der geistigen Verfassung gibt, aus der das unwillkürliche Mißverstehen seiner Anschauungen sich anscheinend stets erneuert.
«Am heutigen Morgen starb in aller Frühe die Verlegerin Aenne Burda. Sie repräsentierte die ‹Weltmacht Mode› und sie verfügte über «die Sprache, die die Welt versteht». Mit Schnittbogen zum Mode-Selbermachen eroberte sie ein Presse-Imperium. Dazu gehört auch die Zeitschrift ‹Carina›.
Carina Schmid ist Leiterin des Eurythmie-Ensembles in Dornach. Sie repräsentiert die ‹Weltmacht Eurythmie›. Die Eurythmie Rudolf Steiners ist die sichtbar werdende Sprache des MENSCHEN, welche die Welt nicht versteht.
Was haben die Zeitgenossin Aenne Burda und die Eurythmistin Carina Schmid mit- oder füreinander zu schaffen? Anders gefragt: Was verbindet eigentlich die künftigen Anthroposophen mit der ‹übrigen Menschheit›? (Rudolf Steiner)? Und was trennt sie voneinander? ...»
INHALT
Ein Totenamt 4
Aenne Burda 5
Schnittmuster 6
Schneidendes Denken 10
Eurythmie - Gebärdensprache des Denkens 13
Lebensbewegungen 17
Anthroposophische Orientierung 24
Anhang 1: Bericht 27
Anhang 2: Rudolf Steiner über den Ansatz einer Hinwendung zur geistigen Welt 32
Anmerkung 34
Rüdiger Blankertz Forschung als Hinwendung zur Anthroposophie Anmerkungen zu Georg Maiers ‹Wissenschaft des Besonderen›
Im anthroposophischen Zusammenhang von ‹Phänomenologie› zu sprechen, wirft mehrere Probleme auf. Eines davon ist die Rolle der Logik gegenüber den Phänomenen. Logische Allgemeinbegriffe subsumieren die Phänomene unter ein Gesetz und löschen so deren Besonderheit aus. Georg Maier meint, auch der Goetheanismus, wie er von Rudolf Steiner vertreten werde, verfahre nicht anders. Mit dem Vorschlag einer ‹Wissenschaft des Besonderen› will Maier dieses Problem lösen. «In den Erscheinungen selbst soll aktuell erfahrbar werden, woraus diese entstehen.» Der Verf. möchte zeigen, daß Maiers Fragestellung notwendig, aber derzeit noch unzureichend ist. Seine Kritik an dem Mißbrauch des anthroposophischen Goetheanismus als ‹Phänomenologie› ist zwar zutreffend, geht aber zu weit, indem sie undifferenziert die Anthroposophie Rudolf Steiners einbezieht. Maiers ‹Wissenschaft des Besonderen› hat bislang noch nicht die Besonderheit der Anthroposophie Rudolf Steiners zu ihrem Gegenstand gemacht. Sie hat damit ihr Urphänomen verfehlt. Der anthroposophische Goetheanismus Rudolf Steiners wird von ihr als Platonismus mißverstanden und pauschal mit den unzutreffenden Auffassungen gleichgesetzt, die über Anthroposophie derzeit verbreitet sind. Demgegenüber verweist der Verf. darauf, daß es gerade die Aufgabe einer Wissenschaft des Besonderen wäre, die wahre Gestalt der Anthroposophie Rudolf Steiners zumindest als Silhouette ins Auge zu fassen und so dazu beizutragen, daß eine anthroposophisch orientierte wissenschaftliche Arbeit möglich wird. Dazu werden einige Selbstaussagen Rudolf Steiners über seine Erkenntnisart untersucht. Es soll dadurch deutlich werden, daß eine verallgemeinernde Übernahme derselben in andere Bewußtseinsverfassungen nicht möglich ist. In dieser Einsicht zeigt sich dann aber zugleich die konkret-allgemeine Bedeutung der Erkenntnis Rudolf Steiners. Die Aufgabe der eigenen anthroposophischen Erkenntnisentwicklung ist in der Herstellung eines bewußten Verhältnisses zu der Besonderheit Rudolf Steiners zu suchen: Reines Denken in Verhältnissen wird durch sich selbst inhaltvoll, wenn Anthroposophie im Spiele ist.
Rüdiger Blankertz: Erfahrung als Erkenntnis statt Erkenntnis als Erfahrung? Zur Symptomatologie der Reaktionen auf Irene Diets Studie:
Imagination oder »virtual reality«?
[erschienen in: Mitteilungen aus der anthropsophischen Arbeit in Deutschland - III/2001]
Irene Diet hat in ihrer Studie kritische Anmerkungen zu den Veröffentlichungen von Heide Oehms und Jostein Saether vorgebracht. Dies hat zu heftigen, ablehnenden Reaktionen geführt. Neben den in der Johanni-Ausgabe abgedruckten Leserbriefen gehören dazu die Ausführungen von Wolfgang Garvelmann (»Spirituelle Erfahrung heute«, ebenfalls im Johanni-Heft), sowie die Glosse »Bloß kein Krach«, die Andreas Heertsch im »Goetheanum« Nr. 26/2001 geschrieben hat und die mit dem Tenor Garvelmanns weitgehend übereinstimmt. Irene Diet hat einen Finger in eine offene Wunde gelegt, und nun sagen alle laut und deutlich »Aua«. Die Reaktionen auf ihre Studie sind ein Symptom für eine schmerzvolle Erfahrung. Diese Erfahrung selbst wurde bisher kaum erforscht. Sie wurde zum Problem. Das Problem hat einen Namen. Er lautet: Rudolf Steiner. ...
Neues vom Bewegungsrätsel? Von der Kalamität der ‹motorischen Nerven›
Rüdiger Blankertz
Zu «Das Bewegungssystem des Menschen zwischen Blut und Nerv»
Ein Beitrag zum Verständnis der zentralen Herzfunktion
Johannes W. Rohen in: Das Goetheanum 49/2004 S. 8
(in dieser Datei enthalten)
Die scharf geprägte Setzung Rudolf Steiners «Es gibt keine motorischen Nerven.» ist eine der härtesten Herausforderungen an anthroposophische Akademiker.1 Rudolf Steiner stellt jedoch ausdrücklich nicht die Fakten der Physiologie in Frage, sondern deren Deutung im Sinne der dualistischen Weltsicht. Diese hat zwangsläufig fragwürdige Vorstellungen über irgendwie geartete ‹efferente› Wirkmechanismen des ‹Subjekts› auf eine ‹Objektwelt› zur Folge. Fragwürdig ist aber auch die Sicherheit in der vermeintlichen ‹Erkenntnis› dessen, was Rudolf Steiner allein gemeint haben könne, und was es nun endlich in wissenschaftliche Anschauungen oder soziale Praxis ‹umzusetzen› gelte. So erneuert und multipliziert sich das ‹Problem der motorischen Nerven› durch das fortgeschriebene dualistische Mißverstehen des ‹Philosophen der Freiheit›. Aber nur dort, wo es entsteht, in der exakten geisteswissenschaftlichen Erkenntnis der Abgründe dieses Mißverstehens, kann auch die Lösung gefunden werden.
Rüdiger Blankertz Peter Selgs Lausbubengeschichten von vorbildlichen Männern und Frauen um Rudolf Steiner oder: Was ist eine ‹anthroposophische› Biographie?
Naturgemäß lautete die Frage an den biographischen Ablauf des Lebens : Inwiefern wird in einem Lebenslauf die Kraft ergriffen, aus welcher dieser Lebenslauf kommt und zu deren Bildung er hinstrebt? Und inwieweit ergreift einen Lebenslauf die Kraft, aus der er kommt zu der er hinstrebt? Die Antwort muß der Mensch sich selbst geben. Der Biograph kann ihn zu der Suche nach seiner eigenen Antwort anregen. Welche Anregung Peter Selg dazu einbringen will und kann, möchte dieser Beitrag kritisch erörtern.
Rüdiger Blankertz Besprechung [Januar 2001 11 Seiten A4] Ralf Sonnenberg: Rudolf Steiners Beurteilung von Judentum, Zionismus und Antisemitismus Fragen, Problemstellungen, künftige Forschungsprojekte
In: Jahrbuch für anthroposophische Kritik 2000, S. 113 169
und: »Zionismus, Dreigliederungsimpuls und die Zukunft des Judentums Jüdische Rezipienten der Anthroposophie vor dem Holocaust« in »Die Drei«, Nr. 1 / 2001
Sonnenberg Absicht ist erklärtermaßen, zu einer anstehenden methodologischen Diskussion um die Art und Weise einer möglichen »modernen Steiner-Rezeption« anzuregen. Er sieht die Notwendigkeit zu einer Neuorientierung gegenüber dem literarischen Werk Rudolf Steiners im besonderen darin begründet, daß gerade in der aktuellen Diskussion um einen angeblichen Antisemitismus Steiners die Verteidiger der Anthroposophie aus einer hagiographischen Grundeinstellung heraus es versäumen, den überlieferten Aussagen des Begründers der Anthroposophie eine »angemessene historische Kontextualität« zukommen zu lassen....
Steiner wird von Sonnenberg forsch in zwei Personen zerlegt: in einen aus »seelischer Beobachtung«, also quasi »objektiv« sich äußernden »Geistesforscher« und einen Zeitgenossen der Jahrhundertwende, der unbedacht ob seiner Wirkung seine bloß subjektive Meinung kund gibt. Im weiteren Vorgehen verlegt Sonnenberg sich darauf, vor allem diejenigen Äußerungen Rudolf Steiners, die er als »subjektive Meinung« auffassen möchte, in einen »historischen« Kontext zu stellen, der sich ihm aus seiner akademischen Bildung erschließt. Mit diesem Verfahren steht Sonnenberg nicht allein. Dessen Grundzüge hat Rudolf Steiner selbst bereits 1884 charakterisiert und kritisiert ...
JUDENTUM UND ANTHROPOSOPHIE Ralf Sonnenbergs »Rezeption« der Anthroposophie und seine Referenzen
[8.Mai 2001]
Inhalt
Zur Zeitlage. 2
Irritationen. 5
Der Salon des Homunkulus, sein Opernglas und die »Bühne des Weltgeschehens«. 8
Der »Schleier des Rätselhaften«. 12
Die Geisteswissenschaft, die Religion, ihre Moral und der Richter 14
Zur veränderten Zeitlage 18
Karl Buchleitner Anthroposophie - Bewegung und Gesellschaft 1902-1999
Von der Dramatik eines Jahrhunderts Verlag Raphael Heinrich, Berlin 1999
ISBN 3-932458-12-0
(2007 vergriffen) Rüdiger Blankertz
Karl Buchleitner hat eine Art Vademecum offener Fragen zur Einschätzung der Anthroposophie Rudolf Steiners und der Geschichte der anthroposophischen Bewegung geschrieben. Er macht nicht den - sicher vergeblichen - Versuch, diese Fragen gleich selbst zu beantworten, sondern verweist mit Hilfe von Aussagen Rudolf Steiners auf die Notwendigkeit, sie ernsthaft und engagiert aufzugreifen. Statt unfruchtbarer Polemik findet man in dem Büchlein vielfältige Anregungen, solche Fragen selbst zu stellen. Um diese Anregung nutzen zu können, muß man allerdings bereit sein, einige der heute vielfach wirkenden Vorurteile über die Rolle Mitteleuropas in der jüngeren Geschichte probehalber beiseite zu stellen. Wer den Literaturangaben nachzugehen bereit ist, findet den Einstieg in Probleme der Vertretung der Anthroposophie nach innen und außen, die heute meist verschwiegen werden.
Der Autor handelt die komplexen Themata in - grob genommen - 7 Abschnitten ab:
Die Anthroposophie Rudolf Steiners ist die Grundlage einer möglichen Zukunft der Menschheit
Das Rätsel der Geburt Rudolf Steiners
Das Rätsel des Lebensschicksals Rudolf Steiners:
Das Rätsel um den - nach Buchleitner vorzeitigen Tod Rudolf Steiners und dessen Folgen für das weitere Schicksal der anthroposophischen Bewegung.
Anthroposophie heute in einer «latenten Phase»
Die Verfälschung der Anthroposophie durch ihre Interpreten
Das Jahrtausendende als Ort der Entscheidung über die Zukunft der Menschheitszivilisation
Anhang:
«Das Rätsel der Todeskrankheit Rudolf Steiners: Acht offene Fragen» (von Günther Röschert)