Guido Giacomo Preparata: Die Einschwörung Hitlers: Wie Britannien und Amerika das Dritte Reich verursacht haben
Quelle Conjuring Hitler: How Britain and America Made the Third Reich Von Guido Giacomo Preparata
Taschenbuch Verlag: Pluto Press (5. August 005)
Sprache: Englisch ISBN-10: 074532181X ISBN-13: 978-0745321813
Jetzt brauchte man nur noch einen Vorwand oder einen anderen ‹Zwischenfall', um dieses große und geduldig zusammengetragene Unterholz aufgestauter Feindseligkeit im Herzen Europa zu entzünden. Dazu reichte ein zeitlich passender ‹Terroranschlag› und ein Terrorist aus, der ihn verüben würde. Er ließ sich in der eher unauffälligen Figur eines serbischen Studenten namens Gavrilo Princip leicht finden. Die Gelegenheit? Sarajevo. - 15 - Am 28. Juni 1914 statteten der rechtmäßige Erbe des Habsburger Throns, Erzherzog Ferdinand, und seine Gemahlin Sophie einen offiziellen Staatsbesuch in der neuen Hauptstadt der Provinz ab.
Als Vergeltungsakt gegen Österreichs einseitige Annektierung von Bosnien-Herzegowina im Jahr 1908, das die Serben für sich beansprucht hatten, postierte Cabrinovic in Grabez zwei militante Anhänger einer geheimen, panserbischen Organisation mit der mehrdeutigen Bezeichnung ‹Schwarze Hand› und dem Motto ‹Vereinigung oder Tod!›. Sie warfen die Bombe auf das Fahrzeug der Königlichen Hoheiten, doch verfehlten es.
Die Bombe ging hoch und verwundete ein paar Passanten. Der Wagen fuhr weiter, und der Staatsbesuch verlief wie geplant.[39] Als der Empfang im Rathaus zu Ende ging, stiegen der Erzherzog und seine Ehefrau wieder in den Wagen. Da tauchte plötzlich Gavrilo Princip, der Dritte aus der Gruppe, winkend auf der rechten Seite des Wagens auf. Als er näher kam, schoss er auf Ferdinand und seine Ehefrau und tötete beide.
Zu der Zeit waren alle drei ‹Terroristen› noch nicht 20 Jahre alt.
Der auslösende Zwischenfall, der das sich überlappende System der Bündnisse in Gang setzte und seine Unterzeichner schließlich in den Krieg hineinzog, war endlich eingetreten.
Es handelte sich um einen typischen Fall von Terrorismus, nämlich um eine Gewalttat. Diese war im besten Fall ohne nachweisbaren politischen Gewinn oder Motiv, und im schlimmsten Fall, wenn sie eine weit blutigere Vergeltungsmaßnahme ausgelöst hatte, verfehlte diese die Terroristen. Ein Terrorakt nimmt im Allgemeinen die Form einer spektakulären Verwüstung an, die Wellen öffentlicher Empörung schlagen soll und dementsprechend der Gegenseite den Vorwand lieferte, einen Krieg zu beginnen. Terroristen anzuheuern scheint niemals ein Problem gewesen zu sein: Bei ihnen handelte es sich anscheinend im Grunde um lose Vereinigungen von Desperados, die sich leicht ausbilden, versorgen, und von den Geheimdiensten ihres Heimatlandes ausrichten lassen.
Oberflächlich gesehen handelte es sich um ein sinnloses Verbrechen; seinem Wesen nach war es ein politischer Schachzug, der anderswo geplant worden war. Wo? Die verdeckte Rolle des serbischen Geheimdienstes bei der Vorbereitung der drei jungen Studenten auf den Meuchelmord wird allgemein anerkannt, doch ‹der eigentliche Leiter des Komplotts war der russische Militärattaché, Oberst Victor Artamanow, der in einem frühen Stadium [den Chefs des Serbischen Geheimdienstes] gesagt hatte: ‹Macht voran. Wenn ihr angegriffen werdet, seit ihr nicht alleine.›[40]
Im Allgemeinen gehört zum Handwerkszeug des Terrorismus, dass der Staat eine kritische Gruppe aus dem Untergrund unterstützt: etwa eine ‹ethnische Befreiungsarmee›, oder eine ‹radikale Miliz›, zu deren Vorkämpfern - eine verzichtbare Randgruppen - viele Princips zählen, die sich auf Knast oder Galgen zurichten lassen. Inzwischen weist die höhere Ebene dieser verschwörerischen Randgruppe eine Mischung an Leuten aus: für Desinformation, Organisation und Verschleierungen zuständige Geheimdienstbeamte und ‹Berater›, die selbst Geheimdienstbeamte sind und sich gegen Bezahlung von anderen staatlichen, ausländischen und sonstigen Dienststellen anmieten lassen, oder frühere Glücksritter, deren Sachkenntnisse das ganze Spektrum von der Anwerbung über Geldbeschaffung, subversive Methoden und ähnliche Verfahren der Destabilisierung umfassen.
Im einfachsten Fall gehört die geheime Anleitung der ‹Terroristenzelle› durch Geheimdienste des Staates zu dem Teil des Manövers, das darauf abzielt, diese ‹Phantomorganisation› in einen mehr oder weniger spektakulären Sabotageakt zu verwickeln. Die Sabotage richtet sich entweder gegen den Staat selbst, oder gegen den ‹als Ziel ausgesuchten - 16 Feind›, das heißt gegen eine Nation, deren Führungskader von den angeheuerten Terroristen im Namen ethnischer oder religiöser Rivalitäten bekämpft wird. Im ersten Fall, wenn die betroffene Regierung in rachsüchtigem Eifer der Vergeltung ‹gegen die Terroristen vorgeht›, werden dann rasch zahlreiche, vorbereitete Maßnahmen, die alle auf die soziale Kontrolle und Überwachung abzielen, eingeführt.[41]
Sarajevos Fall war ein ‹typischer terroristischer Akt› der zweiten Sorte. Er verfehlte keines der Ziele, die man sich von dem Unternehmen erwartet hatte, nämlich erstens brachte er Deutschland mit Hilfe Österreichs, das mit Russland verfeindet war, welches wiederum Serbien schützte, in den Krieg, zweitens brachte er Serbien voran, so dass man es vor den Wagen der Tripel-Entente spannen konnte; drittens opferte man die eigentlichen Täter, indem man sie zu Freiheits- und Todesstrafen verurteilte; und konnte so viertens die Identität der eigentlichen Drahtzieher des Komplotts vor dem historischen Gedächtnis verborgen halten.
Gavrilo Princip war der erste einer langen Reihe späterer ‹Sündenböcke›, ‹Schachfiguren› oder ‹nützlicher Idioten›,[42] deren im Einzelnen wenig schmeichelhafte, aber politisch wichtige Aufgabe es ist, die Entscheidungen in Gang zu bringen, die zuvor von einem höhergestellten Staatsmann vorbereitet worden waren. Viele solcher ‹nützlichen Idioten› werden uns im Laufe dieser Darstellung in Verbindung mit entscheidenden Ereignissen noch begegnen: Felix Youssoupov (der Mörder Rasputins, 1916), Anton von Arco-Valley (der Kurt Eisner 1919 erschoss), Oltwig von Hirschfeld, Heinrich Tillesen und Heinrich Schultz (im Zuge der Mordversuche 1920 an und schließlich der Erledigung von Erzberger 1921), und Erwin Kern, Hermann Fischer und Ernst von Salomon (das Kommando hinter dem Tod Rathenaus, 1922), Martin van der Lubbe im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand 1933), und Alexei Nikolajew (die Ermordung Kirows, die die Säuberung der Trotzkisten 1934 auslöste).
[39] Leon De Poncins, The Secret Powers Behind Revolution (San Pedro, California: GSG Publishers,1996), S. 78.
[41] Dies scheint ein festes Muster für terroristische Aktivitäten im zwanzigsten Jahrhundert zu sein. Sie reichen vom Komplott der Schwarzen Hand in Sarajevo bis zu den politischen Morden in Europa der1970er Jahre durch revolutionäre Zellen (zum Beispiel, der Baader-Meinhof Bande in Deutschland, oder der Roten Brigaden und ihre verschiedenen Entsprechungen auf der Extremen Rechten in Italien. In dem sieunter der Bevölkerung Panik auslösten, erzeugten die italienischen Terrorgruppen Schritt für Schritt einen Zustand der kollektiven Psychose. Dies wurde allgemein als 'die Strategie der Spannung' des 'aus der Bahngebrachten Geheimdienstes’ Italiens wahrgenommen. Dieser Zustand festigte letztlich den Zugriff der wackeligen, von den USA gestützten, Christdemokratischen Mafia auf das Land) bis zu den Blutbädern der Islamischen Front in Algerien (1992), und den jüngsten allgegenwärtigen 'Bedrohungen' durch Bin Ladens Al-Qaeda - wahres 'Gottes Geschenke' für das imperiale Establishment Amerikas (bekanntlich sind der flüchtige Bin Laden und seine Offiziere vom Anfang an eine Erfindung der CIA gewesen).
[42] Das war auch eines der vielen Merkmale, die man Timothy Mc Veigh (den man verurteilt hat, weiler das FBI-Gebäude in Oklahoma City am 19. April 1995 hochgejagt habe) in der öffentlichen Diskussionseines Falles angehängt hat. Er war ein Princip eigener Prägung unserer Tage (Gore Vidal. 2002. PerpetualWar for Perpetual Peace: How We Got to Be So Hated. New York: Thunder's Mouth Press, S. 121).