Rüdiger Blankertz
Eine Anmerkung zur Biographie Gerhard Kienles [1999]
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Anmerkung zur Biographie Gerhard Kienles
Siehe auch:
Rüdiger Blankertz: Gerhard Kienle und Karl Ballmer
Karl Ballmer:
Briefwechsel über die motorischen Nerven
Auszug:
1 Der Schlüssel für die Biographie eines Menschen ist sein Tod. Der Tod Gerhard Kienles erscheint mir darüber hinaus von repräsentativer Bedeutung. Anthroposo-phen müssen es sich gefallen lassen, daß ihr Tod anthroposophisch angesehen werden kann - als ihre geistige Geburt.
2.1 Diese Rede von dem Tod als einer Geburt setzt voraus, daß das Leben eine Vorbereitung auf diesen Tod ist. Was im Leben veranlagt wird, das sucht und schafft sich die entsprechenden Lebensbedingungen, um sich zu entfalten. Das Ende des Lebens wird durch den Eintritt solcher Bedingungen bewirkt, in denen der geistig veranlagte Keim der Biographie in seine Entfaltung eintritt. Im Leben wirken so im-mer zwei entgegengesetzte Bewegungen aufeinander: die kausale und die finale Bewegung. Beide zusammen ergeben erst die Ganzheit derjenigen Bewegungsart, von der die Anthroposophie Rudolf Steiners als von der Bewegung des MENSCHEN spricht.
2.2 In der Pflanze findet man ein Abbild dieses Prozesses. Die Mutterpflanze nimmt gegenüber den auf sie wirkenden Kräften im Laufe ihres Wachstums eine solche Entwicklung, daß sie zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu blühen anhebt, damit ihre vegetative Phase abschließt und abzusterben beginnt. Beim Blü-hen finden Vorgänge statt, die Rudolf Steiner als die Chaotisierung des vorgegebe-nen Pflanzenwesens bezeichnet. In der Blüte treffen sich die kausale und die finale Bewegung, und erzeugen das Samenchaos. In der Chaotisierung der Samenanlage bildet sich der Keim der neuen Pflanze vor. Der Keim geht also nicht etwa aus der Mutterpflanze hervor. Letztere gibt nur die Gelegenheit her, daß sich die kosmische Urkraft der Pflanze in einem physischen Dasein zur Erscheinung kommen kann. Diese Gelegenheit ist eben die Blüte. In der Blüte sehen wir die Pflanze in einer Ge-stalt erscheinen, die ihrem Wesen am ehesten entspricht. Die Blüte ist aber der Tod des individuellen Wachstumsimpulses.
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