«Ich weiß auf das bestimmteste, daß die Leser der Texte Rudolf Steiners in kommenden Jahrhunderten diese ganz anders lesen werden als heutige «Anthroposophen», weil sie sich Ideen angeeignet haben werden, von denen die heutigen Anthroposophen so weit wie möglich entfernt sind.» Karl Ballmer
Rüdiger Blankertz
Mehr Anthroposophie!
Ein neuer Blick auf die Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung(2011)
Erschienen in ‹Gegenwart› (Bern), Zeitschrift füt Kultur, Politik, Wirtschaft, 3 -2011.
INHALT:
Ein notwendiges Geständnis 1
Innere Opposition 1
Nachdenken über Anthroposophie? 2
Vom Rudolf-Steiner-Quellen-Schein 3
Vom Urphänomen zum Phänomen ‹Rudolf Steiner› 3
… dann wird Karma walten! 4
Zum Beispiel der Vorstandsstreit 5
Die Verantwortung der Anthroposophen für das Weltgeschehen 6
«Ist es vielleicht nötig, sich zu gestehen, dass von der Anthroposophischen Gesellschaft noch mehr Anthroposophie erarbeitet werde, als es bisher geschehen ist? Und wie kann das geschehen?»[1] Anthroposophie-Freunde sind und waren auch und besonders damals gewiss unablässig tätig, um Anthroposophie zu mehren. Nun müssen sie lesen: Ihre Tätigkeit bringt zwar allerlei, aber zu wenig Anthroposophie hervor. Umgekehrt gilt: Sie produzieren zu viel von etwas, das Rudolf Steiner nicht als Anthroposophie anerkennen kann. Sie sollen sich eingestehen: Die traumhaften Vorstellungen, die sie sich über Anthroposophie als Hilfe in allen Lebenslagen machen und für deren positive Ausgestaltung sie tätig sind, halten sie fälschlich für die Anthroposophie selbst. Sie sollten einsehen, wie Anthroposophie-fremd sie selber denken. Sie wirken nicht «für die Vertretung des Anthroposophischen, sondern für die Verhinderung des richtigen Anschauens des Anthroposophischen»[2]. 1919 hat Rudolf Steiner jenes Geständnis schon einmal eingefordert. «Kann man denn hoffen, die verworrenen Zustände des öffentlichen Lebens zu bewältigen, wenn man an sie mit einem lebensfremden Denken herantritt? Diese Frage kann nicht gerade beliebt sein. Denn sie veranlaßt das Geständnis, dass man lebensfremd denkt.»[3] Wie aber wird das Denken lebensgemäß, hier: anthroposophisch gemacht?[4] Doch wirkt in dieser Frage und dem in ihr wirkenden Geständnis vielleicht schon die Kraft, die unsere intellektuellen Sünden spiritualisieren kann, wenn wir nur ernst damit machen würden?
[1] Rudolf Steiner: An die Mitglieder! (I) Nachrichtenblatt, 20. Januar 1924. In: GA 260a - Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, S. 41. (Ebenso: 99, 103, 172.)
[2] Rudolf Steiner in der Sitzung mit dem Siebenerkreis am 30. Januar 1923. In: GA 259 - Das Schicksalsjahr 1923 in der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft, S. 224
[3] Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der sozialen Frage... , Vorrede 1920. GA 23, S, 7.
[4] Rudolf Steiner: „Selbst das wichtigste Ergebnis der Hochscholastik ist eine Frage, ist nicht dasjenige, was als Inhalt von der Hochscholastik existiert. Es ist die Frage: wie wird Denken christlich gemacht?“ In: Die Philosophie des Thomas von Aquino. GA 74, S. 71.
Was ist eigentlich ‹Sache›, wenn in der anthroposophischen Idylle Auffassungen kollidieren? (2011)
Erschienen in ‹Gegenwart› (Bern), Zeitschrift füt Kultur, Politik, Wirtschaft, 1-2011.
INHALT:
Redaktionelle Vorbemerkung 1
Vom Karma der Erkenntnis zur Erkenntnis des Karma 2
Anthroposophische Sekundärliteratur als Kalamität 3
Der Schauplatz des Bewusstseins 3
Die Spaltung des Leserbewusstseins 5
Der Leser im Konflikt zwischen Erkenntnis-Trieb und Erkenntnis-Stauchung 6
‹Hin zu Rudolf Steiner!› 8
‹Los von Rudolf Steiner!› 9
Die Veräußerung des Konflikts 10
Kein ‹Show Down› zwischen Steiner-Kulissen! 12
Fassen wir zusammen, 13
Redaktionelle Vorbemerkung
Über die Jahre bin ich in eine zunehmende Verzweiflung geraten, ausgelöst durch die Erfahrung: Wo immer eine wesentliche Frage von verschiedenen Anthroposophen behandelt wird, ist nicht Einigkeit - mindestens im Streben - da, sondern Entzweiung. Diametral sich widersprechende Auffassungen werden geäußert. Das wäre nicht schlimm, wenn die Vertreter dieser verschiedenen Auffassungen sich in eine konstruktive Auseinandersetzung miteinander begeben würden. Die könnte streitbar sein, müsste aber um die Sache kreisen. Dem entziehen sich Anthroposophen immer wieder. Oder man redet völlig aneinander vorbei, grenzt den Anderen aus. Was im normalen Leben normal ist, findet sich wieder auf dem Feld der Anthroposophenschaft. Aber wie kann der eine den andern gegenseitig würdigen, ohne in die Falle der ‹voreiligen Versöhnung› (Ludwig Hohl) zu geraten? - Im letzten Heft brachten wir eine Kontroverse zwischen Renatus Ziegler und Mieke Mosmuller aufgrund ihres Buches ‹Das Tor zur geistigen Welt. Seine Riegel und Scharniere›. Ich hatte die Hoffnung damit verbunden, dass so eine fruchtbare Begegnung und ein Austausch der Standpunkte der Beteiligten zustande kommen könne. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Jedoch ergab sich mit Rüdiger Blankertz ein intensives, erhellendes Gespräch dazu. Ich brachte dabei auch das Phänomen der sich total widersprechenden Standpunkte unter Anthroposophen bei jedem wesentlichen Thema vor - und beklagte den Umgang damit in lauter unfruchtbaren Fronten. - Daraufhin bat ich Rüdiger Blankertz, in dieser Situation einen Beitrag zu schreiben.
Gerold Aregger, Zeitschrift ‹Gegenwart›, Bern, Schweiz, Ausgabe I- 2011
Ungekürzte Fassung der Druckversion in ‹Anthroposophie›, Vierteljahresschrift zur anthroposophischen Arbeit in Deutschland, IV. 2010.
INHALT:
Rudolf Steiners Bücher: Schwere Kost
Anthroposophie als Buch ...
... und die berufenen Leser
Vom Gedankenkampf um die lebendige Anthroposophie
Aktivierung des Denkens: Der ‹Gegenstoß›
Wie man Bücher in unserem Zeitalter zu lesen pflegt ...
Die ‹gewisse Beziehung› zum Autor des Buches ...
... und das rechte Verhältnis zur Anthroposophie
Der naive Leser wird zurückgedrängt
Das Denken tritt auf
Etwas zur ‹Beobachtung des Denkens›
Der Ursprung des Denkens
Zur Methode der ‹Beobachtung des Denkens›
Zum Beschluss: Vice Versa (Christian Morgenstern)
Rüdiger Blankertz Rudolf Steiners Recht in der Anthroposophie
Eine Erinnerung (1984 / 2001)
Am 6. Juni 1884 erschien der erste Aufsatz von Rudolf Steiner in der Wiener «Deutschen Zeitung», Nr. 4463 (Abendausgabe).
Als der Leibfiaker des Kronprinzen Rudolf und vertrauter Besucher des berühmten Café Griensteidl , Bratfisch, am Abend dieses 6. Juni dortselbst den Geologen Edmnund Suess («Das Antlitz der Erde») über die Schulter blickte, um zu sehen, was er da mit vor Aufregung geröteten Wangen in der Zeitung las, sagte er nur trocken: «Schau, da siagst eam eini!»
Diese - im Goetheschen Sinne «ungeheure» Entdeckung der beiden ist in der Kulturwelt bis heute völlig unbekannt geblieben. Vor allem bei den Anhängern Steiners findet man kaum ein Interesse dafür, die Aussagen Rudolf Steiners auf ihn selbst anzuwenden. Obwohl das wesentliche Unterscheidungsmerkmal seiner Anthroposophie von schlechterem darin besteht, daß man von ihr sagen kann:
«Eine Theorie, eine Weltanscheuung muß standhalten können, wenn sie auf sich selber anwendet, sonst zerbröckelt sie in nichts.» Rudolf Steiner, Vortrag vom 11. 11. 1917, in GA 178, S. 168 - Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen.
Ich habe mir die Frage gestellt, wann wohl der versuchsweise «aktualisierte» Aufsatz Rudolf Steiners, in dem seine Aussagen auf den Autor Rudolf Steiner selbst angewendet werden, veröffentlicht, auf ein Verständnis treffen wird.
Rüdiger Blankertz Kulturimpuls Anthroposophie (I) I. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Kulturwelt 2 Manuskriptdruck im Selbstverlag des Verfassers 2004
INHALT
Vom dunklen Wort zum klaren Sinn 3
Vom klaren Sinn zum dunklen Satz 4
Vom Zwielicht 5
Vom fehlenden Eingeständnis und vom Kampfe Michaels 6
Vom klaren Wort zum dunklen Sinn 8
Von der Erkenntnis-Erwartung 9
Vor dem Tore der Anthroposophie 9
Wortlaut-Änderung in GA 168? «Soll die Seelennot der Gegenwart durch Geisterkenntnis ‹behoben› werden? »
Anthroposophische Sozialpastoren verschönern Texte Rudolf Steiners [Oktober 2007]
Guter Wille beseelt auch die Mitarbeiter der Rudolf Steiner Nachlaßverwaltung. Manchmal aber schießt man dort über das Ziel einer erfolgreichen Verbreitung der Werke Rudolf Steiners hinaus. Oder doch nicht? Erscheint es nicht auch dem Rudolf Steiner-Verlag angesichts der öffentlichen Kritik an gewissen Aussagen Rudolf Steiners nötig, dafür zu sorgen, daß in Zukunft ‹unzeitgemäße Begriffe› (siehe die Anmerkung am Schluß dieses Artikels) in den anthroposophischen Schriften gar nicht erst gefunden werden? Wie dem auch sei aber ist die undokumentierte Änderung von Wortlauten Rudolf Steiners wirklich so selten? Und wie steht diese wiederholt festgestellte Praxis zur Aufgabe der Herausgeber?
Ab der zweiten ‹neu durchgesehenen› Auflage 1976 wurde der vorletzte Satz des Vortrags vom 10. Oktober 1916 von den Herausgebern verändert, ohne daß dieser Eingriff dokumentiert wurde. Ein Versehen? Oder eine Ungeheuerlichkeit, die zum Alarmsignal werden muß? 4
Der Satz wurde bis dahin mit dem folgenden Wortlaut gedruckt:
«Geist-Erkenntnis ist nicht etwas, was als eine Phantastik geschildert werden darf; Geist-Erkenntnis ist dasjenige, was bestrebt ist, auf diejenige Wirklichkeit erst den Einfluß zu finden, aus welcher die Seelennot, die notwendigerweise mit dem fünften nachatlantischen Zeitraum verknüpft sein muß, geboren werden kann.»
Das Wort ‹geboren› wurde 1976 stillschweigend durch ‹behoben› ersetzt. Demnach lautet der Satz nun so: «Geist-Erkenntnis ist dasjenige, was bestrebt ist, auf diejenige Wirklichkeit erst den Einfluß zu finden, aus welcher die Seelennot, die notwendigerweise mit dem fünften nachatlantischen Zeitraum verknüpft sein muß, behoben werden kann.»
Das Rudolf Steiner Archiv teilte mir im Juli 2007 auf ergänzende telefonische Nachfrage schließlich mit, im Stenogramm von Helene Finckh sowie in der Ausschrift sei zweifelsfrei das Wort ‹geboren› vorgegeben. Zudem habe das Wort ‹behoben› eine völlig andere stenographische Form. Eine Verwechslung bei der Ausschrift sei ausgeschlossen. Natürlich könne es sich um einen Hörfehler der Stenographin handeln. Seitens der Herausgeber handle es sich wohl ‹um eine sinngemäße Änderung› unter Voraussetzung eines Hörfehlers; allerdings sei deren Urheber derzeit (Juli 2007) namentlich noch nicht ermittelt worden. Und im übrigen sei es, so der Mitarbeiter, ja sowieso viel plausibler, daß die Geisterkenntnis die Not, und auch die Seelennot behebe. Er könne sich einfach nicht vorstellen, daß anthroposophische Geisterkenntnis zur Geburt einer Not welcher Art auch immer beitragen solle. Es müsse sich daher um einen Irrtum handeln, dies gehe ‹prima vista› für ihn aus dem Kontext des Vortrags, ja der ganzen Anthroposophie hervor und sei somit doch wohl gerechtfertigt.
Allerhand! Wurde deshalb dieser Stein des Anstoßes für den Leser beseitigt? Er braucht sich jedenfalls nicht mehr zu beunruhigen …
Wortlaut-Fälschung in GA 30? «Wir sollten den Leser möglichst nicht beunruhigen»
Eine willkürliche Textänderung durch eine Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Verlages an dem Text des Aufsatzes von Rudolf Steiner: «Der Individualismus in der Philosophie» (GA 30) wirft Fragen auf, an denen man nicht vorübergehen sollte. [September 2004]
Vor 15 Jahren wurde in der seit 1961 vorhandenen ‹Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe› Nr. 30 von einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Verlags eine willkürliche Änderung an einem Wortlaut Rudolf Steiners vorgenommen. Dies geschah bei der Vorbreitung der 3. Auflage. Betroffen ist die zentrale Aussage in dem wichtigen Aufsatz ‹Der Individualismus in der Philosophie› aus dem Jahre 1899. Der Sinn des Satzes wurde ins Gegenteil verkehrt. Die Textänderung ist erst am 11.9.2004 einem aufmerksamen Leser aufgefallen und von ihm durch einen entsprechenden Hinweis im Internet öffentlich gemacht worden. Schon am 15.9.2004 erfolgte eine Reaktion des Leiters der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dr. Walter Kugler, auf diese Entdeckung. Seine Äußerung wird hier zum Anlaß genommen, zu fragen, inwiefern ein solcher Umgang mit den Texten Rudolf Steiners, wie er in dieser Willkür zum Ausdruck kommt, heute als durchaus symptomatisch angesehen werden müßte. Dabei kann deutlich werden, wie Rudolf Steiner bereits 1899 eine klare Diagnose der geistigen Verfassung gibt, aus der das unwillkürliche Mißverstehen seiner Anschauungen sich anscheinend stets erneuert.
Rüdiger Blankertz: Erfahrung als Erkenntnis statt Erkenntnis als Erfahrung? Zur Symptomatologie der Reaktionen auf Irene Diets Studie:
Imagination oder »virtual reality«?
[erschienen in: Mitteilungen aus der anthropsophischen Arbeit in Deutschland - III/2001]
Irene Diet hat in ihrer Studie kritische Anmerkungen zu den Veröffentlichungen von Heide Oehms und Jostein Saether vorgebracht. Dies hat zu heftigen, ablehnenden Reaktionen geführt. Neben den in der Johanni-Ausgabe abgedruckten Leserbriefen gehören dazu die Ausführungen von Wolfgang Garvelmann (»Spirituelle Erfahrung heute«, ebenfalls im Johanni-Heft), sowie die Glosse »Bloß kein Krach«, die Andreas Heertsch im »Goetheanum« Nr. 26/2001 geschrieben hat und die mit dem Tenor Garvelmanns weitgehend übereinstimmt. Irene Diet hat einen Finger in eine offene Wunde gelegt, und nun sagen alle laut und deutlich »Aua«. Die Reaktionen auf ihre Studie sind ein Symptom für eine schmerzvolle Erfahrung. Diese Erfahrung selbst wurde bisher kaum erforscht. Sie wurde zum Problem. Das Problem hat einen Namen. Er lautet: Rudolf Steiner. ...
Inhalt Das spezifisch Anthroposophische … 2 Gramvolle Grammatik: der Genitiv 3 Anthroposophie? Die gibt es nicht! 10
Das Erkenntnisproblem ‹Rudolf Steiner› 13
Mehr Anthroposophie! 13
Anthroposophische Aufgaben 14
«Deutschland hat kein Erkenntnisptroblem. Deutschland hat ein Umsetzungsproblem.» So tünen heute die Wortführer der politischen Klasse.
Daß die Menschheit in Gestalt der Anthroposophie des Deutschen Rudolf Steiner eben kein Umsetzungsproblem, sondern das Erkenntnisproblem schlechthin vor sich haben, will manchmal nicht einmal den Anthroposophen in den Kopf. Folgerichtig meinen sie, mit der Anthropsosophie Rudolf Steiners hätten sie auch bloß ein Umsetzungsproblem. Wenn man ein Erkenntnisproblem ‹in die Praxis umsetzt›, kommt aber ein neues Problem zutage: das Problem der Unerkennbarkeit dessen, was sich eigentlich abspielt. Dessen Lösung aber ist die Anthroposophie als erkennbares Erkenntnisproblem...
«Am heutigen Morgen starb in aller Frühe die Verlegerin Aenne Burda. Sie repräsentierte die ‹Weltmacht Mode› und sie verfügte über «die Sprache, die die Welt versteht». Mit Schnittbogen zum Mode-Selbermachen eroberte sie ein Presse-Imperium. Dazu gehört auch die Zeitschrift ‹Carina›.
Carina Schmid ist Leiterin des Eurythmie-Ensembles in Dornach. Sie repräsentiert die ‹Weltmacht Eurythmie›. Die Eurythmie Rudolf Steiners ist die sichtbar werdende Sprache des MENSCHEN, welche die Welt nicht versteht.
Was haben die Zeitgenossin Aenne Burda und die Eurythmistin Carina Schmid mit- oder füreinander zu schaffen? Anders gefragt: Was verbindet eigentlich die künftigen Anthroposophen mit der ‹übrigen Menschheit›? (Rudolf Steiner)? Und was trennt sie voneinander? ...»
INHALT
Ein Totenamt 4
Aenne Burda 5
Schnittmuster 6
Schneidendes Denken 10
Eurythmie - Gebärdensprache des Denkens 13
Lebensbewegungen 17
Anthroposophische Orientierung 24
Anhang 1: Bericht 27
Anhang 2: Rudolf Steiner über den Ansatz einer Hinwendung zur geistigen Welt 32
Anmerkung 34
Karl Ballmer über seine Schrift «Briefwechsel über die motorischen Nerven» [1953 - Adressat wurde unbeabsichtigt der junge Gerhard Kienle]: «Eine Apologie dieser pathischen Tour ist nicht fällig. Ich habe einfach zum Ablauf meines Schicksals ‹Ja› zu sagen, auch wenn ich mich dabei unwohl befinde. Mein individuelles Schicksal im Studium des Werkes und der Person Rudolf Steiners seit 1917 trug mir auf, anthroposophischen Medizinern zu offenbaren, daß sie nicht den Schimmer einer Ahnung davon haben, daß und wie die These R.St.s: «es gibt keine ‹motorischen› Nerven» der Angelpunkt seiner Gesamtwelt-Anschauung ist.»
Aus der Vorbemerkung: Die Frage der Motilität des Menschen erlangt erst durch die Begegnung mit dem Werk Rudolf Steiners ihre eigentliche Bedeutung. Diese Begegnung fordert, die Frage nach der Bewegung des Menschen anthroposophisch zu stellen. Dazu müßte man allerdings schon «anthroposophisch» denken. Indem wir feststellen, daß wir dies noch nicht vermögen, ist unsere Denkbewegung bereits ein Problem. Aber wir treten an die uns von Rudolf Steiner gestellte Aufgabe eben dadurch näher heran. Anthroposophie kommt nach Rudolf Steiner aus der durch ihn begründeten anthroposophischen Bewegung. Also kommt die richtige Frage nach der Anthroposophie auch aus der anthroposophischen Bewegung. Ihrem Inhalt nach ist diese Frage: die Frage der anthroposophischen Bewegung nach sich selbst (der anthroposophischen Bewegung), und damit «die Frage der Anthroposophie Rudolf Steiners». Ich verwende den Genitiv und beanspruche damit zum Verständnis dieser Formulierung die Berücksichtigung des gen. objectivus und des gen. subjectivus als semantisch gleichwertiger Formen. Im einen Falle bringt die Anthroposophie Rudolf Steiners die Frage nach sich hervor. Im anderen Falle bringt die Frage die Anthroposophie Rudolf Steiners hervor. Beide Bewegungen sind möglich, ja notwendig. Nur so kann «die Frage der Anthroposophie Rudolf Steiners» bewußt gestellt werden.. Es ist das Problem meiner eigenen Bewegung als Fragender aufzuwerfen. Die Frage richtig stellen, heißt doch: in anthroposophische Bewegung einzutreten. Also fragen wir doch gleich nach dem, was anthroposophische Bewegung sein soll. Und bleiben doch beim Thema.
Rüdiger Blankertz Eine Anmerkung zur Biographie Gerhard Kienles [1999]
Der Schlüssel für die Biographie eines Menschen ist sein Tod. Der Tod Gerhard Kienles erscheint mir darüber hinaus von repräsentativer Bedeutung. Anthroposophen müssen es sich gefallen lassen, daß ihr Tod anthroposophisch angesehen werden kann - als ihre geistige Geburt. ...
[mehr ...]
Rüdiger Blankertz Peter Selgs Lausbubengeschichten von vorbildlichen Männern und Frauen um Rudolf Steiner oder: Was ist eine ‹anthroposophische› Biographie?
Naturgemäß lautete die Frage an den biographischen Ablauf des Lebens : Inwiefern wird in einem Lebenslauf die Kraft ergriffen, aus welcher dieser Lebenslauf kommt und zu deren Bildung er hinstrebt? Und inwieweit ergreift einen Lebenslauf die Kraft, aus der er kommt zu der er hinstrebt? Die Antwort muß der Mensch sich selbst geben. Der Biograph kann ihn zu der Suche nach seiner eigenen Antwort anregen. Welche Anregung Peter Selg dazu einbringen will und kann, möchte dieser Beitrag kritisch erörtern.