«Ich weiß auf das bestimmteste, daß die Leser der Texte Rudolf Steiners in kommenden Jahrhunderten diese ganz anders lesen werden als heutige «Anthroposophen», weil sie sich Ideen angeeignet haben werden, von denen die heutigen Anthroposophen so weit wie möglich entfernt sind.» Karl Ballmer
Rüdiger Blankertz Vom Lesen im anthroposophischen Buch
Ungekürzte Fassung der Druckversion in ‹Anthroposophie›, Vierteljahresschrift zur anthroposophischen Arbeit in Deutschland, IV. 2010.
INHALT:
Rudolf Steiners Bücher: Schwere Kost
Anthroposophie als Buch ...
... und die berufenen Leser
Vom Gedankenkampf um die lebendige Anthroposophie
Aktivierung des Denkens: Der ‹Gegenstoß›
Wie man Bücher in unserem Zeitalter zu lesen pflegt ...
Die ‹gewisse Beziehung› zum Autor des Buches ...
... und das rechte Verhältnis zur Anthroposophie
Der naive Leser wird zurückgedrängt
Das Denken tritt auf
Etwas zur ‹Beobachtung des Denkens›
Der Ursprung des Denkens
Zur Methode der ‹Beobachtung des Denkens›
Zum Beschluss: Vice Versa (Christian Morgenstern)
Rüdiger Blankertz Rudolf Steiners Recht in der Anthroposophie
Eine Erinnerung (1984 / 2001)
Am 6. Juni 1884 erschien der erste Aufsatz von Rudolf Steiner in der Wiener «Deutschen Zeitung», Nr. 4463 (Abendausgabe).
Als der Leibfiaker des Kronprinzen Rudolf und vertrauter Besucher des berühmten Café Griensteidl , Bratfisch, am Abend dieses 6. Juni dortselbst den Geologen Edmnund Suess («Das Antlitz der Erde») über die Schulter blickte, um zu sehen, was er da mit vor Aufregung geröteten Wangen in der Zeitung las, sagte er nur trocken: «Schau, da siagst eam eini!»
Diese - im Goetheschen Sinne «ungeheure» Entdeckung der beiden ist in der Kulturwelt bis heute völlig unbekannt geblieben. Vor allem bei den Anhängern Steiners findet man kaum ein Interesse dafür, die Aussagen Rudolf Steiners auf ihn selbst anzuwenden. Obwohl das wesentliche Unterscheidungsmerkmal seiner Anthroposophie von schlechterem darin besteht, daß man von ihr sagen kann:
«Eine Theorie, eine Weltanscheuung muß standhalten können, wenn sie auf sich selber anwendet, sonst zerbröckelt sie in nichts.» Rudolf Steiner, Vortrag vom 11. 11. 1917, in GA 178, S. 168 - Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen.
Ich habe mir die Frage gestellt, wann wohl der versuchsweise «aktualisierte» Aufsatz Rudolf Steiners, in dem seine Aussagen auf den Autor Rudolf Steiner selbst angewendet werden, veröffentlicht, auf ein Verständnis treffen wird.
Rüdiger Blankertz Kulturimpuls Anthroposophie (I) I. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Kulturwelt 2 Manuskriptdruck im Selbstverlag des Verfassers 2004
INHALT
Vom dunklen Wort zum klaren Sinn 3
Vom klaren Sinn zum dunklen Satz 4
Vom Zwielicht 5
Vom fehlenden Eingeständnis und vom Kampfe Michaels 6
Vom klaren Wort zum dunklen Sinn 8
Von der Erkenntnis-Erwartung 9
Vor dem Tore der Anthroposophie 9
Wortlaut-Fälschung in GA 30? «Wir sollten den Leser möglichst nicht beunruhigen»
Eine willkürliche Textänderung durch eine Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Verlages an dem Text des Aufsatzes von Rudolf Steiner: «Der Individualismus in der Philosophie» (GA 30) wirft Fragen auf, an denen man nicht vorübergehen sollte. [September 2004]
Vor 15 Jahren wurde in der seit 1961 vorhandenen ‹Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe› Nr. 30 von einer Mitarbeiterin des Rudolf-Steiner-Verlags eine willkürliche Änderung an einem Wortlaut Rudolf Steiners vorgenommen. Dies geschah bei der Vorbreitung der 3. Auflage. Betroffen ist die zentrale Aussage in dem wichtigen Aufsatz ‹Der Individualismus in der Philosophie› aus dem Jahre 1899. Der Sinn des Satzes wurde ins Gegenteil verkehrt. Die Textänderung ist erst am 11.9.2004 einem aufmerksamen Leser aufgefallen und von ihm durch einen entsprechenden Hinweis im Internet öffentlich gemacht worden. Schon am 15.9.2004 erfolgte eine Reaktion des Leiters der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dr. Walter Kugler, auf diese Entdeckung. Seine Äußerung wird hier zum Anlaß genommen, zu fragen, inwiefern ein solcher Umgang mit den Texten Rudolf Steiners, wie er in dieser Willkür zum Ausdruck kommt, heute als durchaus symptomatisch angesehen werden müßte. Dabei kann deutlich werden, wie Rudolf Steiner bereits 1899 eine klare Diagnose der geistigen Verfassung gibt, aus der das unwillkürliche Mißverstehen seiner Anschauungen sich anscheinend stets erneuert.
Rüdiger Blankertz: Erfahrung als Erkenntnis statt Erkenntnis als Erfahrung? Zur Symptomatologie der Reaktionen auf Irene Diets Studie:
Imagination oder »virtual reality«?
[erschienen in: Mitteilungen aus der anthropsophischen Arbeit in Deutschland - III/2001]
Irene Diet hat in ihrer Studie kritische Anmerkungen zu den Veröffentlichungen von Heide Oehms und Jostein Saether vorgebracht. Dies hat zu heftigen, ablehnenden Reaktionen geführt. Neben den in der Johanni-Ausgabe abgedruckten Leserbriefen gehören dazu die Ausführungen von Wolfgang Garvelmann (»Spirituelle Erfahrung heute«, ebenfalls im Johanni-Heft), sowie die Glosse »Bloß kein Krach«, die Andreas Heertsch im »Goetheanum« Nr. 26/2001 geschrieben hat und die mit dem Tenor Garvelmanns weitgehend übereinstimmt. Irene Diet hat einen Finger in eine offene Wunde gelegt, und nun sagen alle laut und deutlich »Aua«. Die Reaktionen auf ihre Studie sind ein Symptom für eine schmerzvolle Erfahrung. Diese Erfahrung selbst wurde bisher kaum erforscht. Sie wurde zum Problem. Das Problem hat einen Namen. Er lautet: Rudolf Steiner. ...
Inhalt Das spezifisch Anthroposophische … 2 Gramvolle Grammatik: der Genitiv 3 Anthroposophie? Die gibt es nicht! 10
Das Erkenntnisproblem ‹Rudolf Steiner› 13
Mehr Anthroposophie! 13
Anthroposophische Aufgaben 14
«Deutschland hat kein Erkenntnisptroblem. Deutschland hat ein Umsetzungsproblem.» So tünen heute die Wortführer der politischen Klasse.
Daß die Menschheit in Gestalt der Anthroposophie des Deutschen Rudolf Steiner eben kein Umsetzungsproblem, sondern das Erkenntnisproblem schlechthin vor sich haben, will manchmal nicht einmal den Anthroposophen in den Kopf. Folgerichtig meinen sie, mit der Anthropsosophie Rudolf Steiners hätten sie auch bloß ein Umsetzungsproblem. Wenn man ein Erkenntnisproblem ‹in die Praxis umsetzt›, kommt aber ein neues Problem zutage: das Problem der Unerkennbarkeit dessen, was sich eigentlich abspielt. Dessen Lösung aber ist die Anthroposophie als erkennbares Erkenntnisproblem...
«Am heutigen Morgen starb in aller Frühe die Verlegerin Aenne Burda. Sie repräsentierte die ‹Weltmacht Mode› und sie verfügte über «die Sprache, die die Welt versteht». Mit Schnittbogen zum Mode-Selbermachen eroberte sie ein Presse-Imperium. Dazu gehört auch die Zeitschrift ‹Carina›.
Carina Schmid ist Leiterin des Eurythmie-Ensembles in Dornach. Sie repräsentiert die ‹Weltmacht Eurythmie›. Die Eurythmie Rudolf Steiners ist die sichtbar werdende Sprache des MENSCHEN, welche die Welt nicht versteht.
Was haben die Zeitgenossin Aenne Burda und die Eurythmistin Carina Schmid mit- oder füreinander zu schaffen? Anders gefragt: Was verbindet eigentlich die künftigen Anthroposophen mit der ‹übrigen Menschheit›? (Rudolf Steiner)? Und was trennt sie voneinander? ...»
INHALT
Ein Totenamt 4
Aenne Burda 5
Schnittmuster 6
Schneidendes Denken 10
Eurythmie - Gebärdensprache des Denkens 13
Lebensbewegungen 17
Anthroposophische Orientierung 24
Anhang 1: Bericht 27
Anhang 2: Rudolf Steiner über den Ansatz einer Hinwendung zur geistigen Welt 32
Anmerkung 34
Karl Ballmer über seine Schrift «Briefwechsel über die motorischen Nerven» [1953 - Adressat wurde unbeabsichtigt der junge Gerhard Kienle]: «Eine Apologie dieser pathischen Tour ist nicht fällig. Ich habe einfach zum Ablauf meines Schicksals ‹Ja› zu sagen, auch wenn ich mich dabei unwohl befinde. Mein individuelles Schicksal im Studium des Werkes und der Person Rudolf Steiners seit 1917 trug mir auf, anthroposophischen Medizinern zu offenbaren, daß sie nicht den Schimmer einer Ahnung davon haben, daß und wie die These R.St.s: «es gibt keine ‹motorischen› Nerven» der Angelpunkt seiner Gesamtwelt-Anschauung ist.»
Aus der Vorbemerkung: Die Frage der Motilität des Menschen erlangt erst durch die Begegnung mit dem Werk Rudolf Steiners ihre eigentliche Bedeutung. Diese Begegnung fordert, die Frage nach der Bewegung des Menschen anthroposophisch zu stellen. Dazu müßte man allerdings schon «anthroposophisch» denken. Indem wir feststellen, daß wir dies noch nicht vermögen, ist unsere Denkbewegung bereits ein Problem. Aber wir treten an die uns von Rudolf Steiner gestellte Aufgabe eben dadurch näher heran. Anthroposophie kommt nach Rudolf Steiner aus der durch ihn begründeten anthroposophischen Bewegung. Also kommt die richtige Frage nach der Anthroposophie auch aus der anthroposophischen Bewegung. Ihrem Inhalt nach ist diese Frage: die Frage der anthroposophischen Bewegung nach sich selbst (der anthroposophischen Bewegung), und damit «die Frage der Anthroposophie Rudolf Steiners». Ich verwende den Genitiv und beanspruche damit zum Verständnis dieser Formulierung die Berücksichtigung des gen. objectivus und des gen. subjectivus als semantisch gleichwertiger Formen. Im einen Falle bringt die Anthroposophie Rudolf Steiners die Frage nach sich hervor. Im anderen Falle bringt die Frage die Anthroposophie Rudolf Steiners hervor. Beide Bewegungen sind möglich, ja notwendig. Nur so kann «die Frage der Anthroposophie Rudolf Steiners» bewußt gestellt werden.. Es ist das Problem meiner eigenen Bewegung als Fragender aufzuwerfen. Die Frage richtig stellen, heißt doch: in anthroposophische Bewegung einzutreten. Also fragen wir doch gleich nach dem, was anthroposophische Bewegung sein soll. Und bleiben doch beim Thema.
Rüdiger Blankertz Eine Anmerkung zur Biographie Gerhard Kienles [1999]
Der Schlüssel für die Biographie eines Menschen ist sein Tod. Der Tod Gerhard Kienles erscheint mir darüber hinaus von repräsentativer Bedeutung. Anthroposophen müssen es sich gefallen lassen, daß ihr Tod anthroposophisch angesehen werden kann - als ihre geistige Geburt. ...
[mehr ...]
Rüdiger Blankertz Peter Selgs Lausbubengeschichten von vorbildlichen Männern und Frauen um Rudolf Steiner oder: Was ist eine ‹anthroposophische› Biographie?
Naturgemäß lautete die Frage an den biographischen Ablauf des Lebens : Inwiefern wird in einem Lebenslauf die Kraft ergriffen, aus welcher dieser Lebenslauf kommt und zu deren Bildung er hinstrebt? Und inwieweit ergreift einen Lebenslauf die Kraft, aus der er kommt zu der er hinstrebt? Die Antwort muß der Mensch sich selbst geben. Der Biograph kann ihn zu der Suche nach seiner eigenen Antwort anregen. Welche Anregung Peter Selg dazu einbringen will und kann, möchte dieser Beitrag kritisch erörtern.
«Nachdem man das Jahr 2000 geschrieben hat, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.» Rudolf Steiner am 4. April 1916
«Uns obliegt es, den Gang der Ereignisse der Gegenwart zu studieren und vor allen Dingen bei diesem Studieren zugrunde zu legen dasjenige, was uns an Urteilen zukommen kann durch die Tatsachen, die aus anthroposophischer Geisteswissenschaft selber folgen.» Rudolf Steiner am 14.8.1920
Rüdiger Blankertz Der Krieg gegen das Unbekannte ‹Das Undenkbare› in der amerikanischen Politik [Juli 2003]
Die Gründe für diesen neuen Jahrhundertkrieg sind nicht für die ‹Weltöffentlichkeit› bestimmt. Sie bleiben ebenso unbekannt wie der Gegner. Es handelt sich somit um einen undenkbaren Krieg gegen das Unbekannte. ...
Rumsfelds ‹geheimwissenschaftliche› Offenbarung: The unknown unknowns
«The message is: There are no knowns. There are things we know that we know. There are known unknowns - that is to say, there are things that we now know we don't know. But there are also unknown unknowns. There are things we do not know we don't know. … And each year we discover a few more of those unknown unknowns.»
Übersetzung: (RB) «Es gibt Dinge, von denen wir wissen, daß wir sie wissen. Es gibt Lücken in unserem Wissen, von denen wir wissen. Soll heißen: Es gibt Dinge, von denen wir wissen, daß wir sie nicht wissen. Aber es gibt auch Lücken in unserem Wissen, von denen wir nichts wissen: Es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, daß wir sie nicht wissen. ... Und von denen entdecken wir jedes Jahr mehr.»
Da er bemerkte, daß seine Argumentation wie ein Rätsel klingen könnte, schloß Rumsfeld mit einem Schnörkel: «There is another way to phrase that, and that is that the absence of evidence is not evidence of absence.»
Der 11. September 2001 hat die Lebensempfindung vieler Menschen nicht unberührt gelassen. Etliche haben solche Bilder zuvor in Hollywoods Actionfilmen gesehen. Da waren sie Fiktion. Nun sind die Fiktionen, die uns unterhalten haben, von der Wirklichkeit übertroffen. Wir empfinden, daß die Geschehnisse uns alle in einen abgründigen Vorgang hineinziehen, dem wir uns ratlos, hilflos, sprachlos preisgegeben wissen. Die Bilder aus New York sind wie eine Waffe, die alle bedroht, die sie ansehen. Und die Kommentare der Radiosprecher, Politiker, Spezialisten und derjenigen, sich sonst noch zu Wort melden, treffen das Bewußtsein des Hörers wie die Schüsse aus dieser Waffe. Sie pumpen ihn mit den Splittern des WTC voll, die uns vermitteln sollen, was wir uns bei diesen Bildern zu denken und vorzustellen haben. Wir sollen die tödliche Wunde fühlen. Und wer von uns fühlte sich nicht zutiefst getroffen?
Unser Bewußtsein ist getroffen. Es ist verwundet. Die Wunde ist ein Loch im Bewußtsein. Dieses Loch ist die Ratlosigkeit. Die Ratlosigkeit sucht Rat, indem sie die Frage stellt: Wer hat das getan? Diese Frage muß beantwortet werden. Aber was wird die Antwort sein? Niemand bekennt sich zu dieser Tat. Also hat Niemand sie getan. Die Täter sind wie das Loch in unserem Bewußtsein: Sie sind da, indem sie nicht da sind. Was da ist, indem es nicht da ist, nennt man Geist. Die Geister der Toten des WTC bringen unser Selbstverständnis zum Einsturz. Was sich zunächst im Bewußtsein vollzieht, wird bald unser Leben bestimmen. Wir erleben dies jetzt als eine dunkle Bedrohung. Es ist die Bedrohung durch etwas, was nicht da ist, und was doch wirkt. Von allen Seiten erhebt sie sich über den Horizont unserer bisherigen Welt-Erfahrung. Und wir fühlen, daß sie dort nicht bleiben wird. Sie macht unseren Lebenskreis enger. Die Enge wird zur Angst. Und Angst ist Terror.
(2) Der 9. November in der deutschen Geschichte [9.11.2001] Ein Blick in die Kulissen des Weltgeschehens
Rüdiger Blankertz (Referat des Jourfix vom 9.11.2001)
Ein allseits viel beachteter Ausdruck eines Verhängnisses, welches das deutsche Volk allem Anschein nach ausgeliefert ist, ist das merkwürdige Zusammentreffen des Datums «9. November» mit entscheidenden politischen Zustandsänderungen der deutschen Staaten.
Inhalt: Gesichtspunkte 3
Friedrich Schiller: Erziehung durch das Erhabene 4
Polarität und Steigerung: Schiller und Goethe 5
Vom Lebensdunkel und vom Verstandeslicht 6
Der 9. November in der deutschen Geschichte 8
Die Fakten ... 8
...und der «transzendente» 9. November 9
Weltpolitische Konstellationen 11
Der 9. November und der Krieg 11
Die US Regierung und die Deutschen 13
In den Kulissen 15
Trübungen des Bewußtseins 17
Die Mutter aller Katastrophen 18
1918 der 9. November, von innen gesehen 18
Eine Erinnerung 20
Der gewöhnliche Bildungshintergrund 22
1918 2001: Eine fällige Aktualisierung 24
Nachbemerkung 27
Was ist die «Deutsche Frage»? 27
Goethe über die Deutschen 29
Goethe über seine Verbindung mit Schiller 30
Studienseminare zur Zeitgeschichte
Texte und Autoreferate
«Uns obliegt es, den Gang der Ereignisse der Gegenwart zu studieren und vor allen Dingen bei diesem Studieren zugrunde zu legen dasjenige, was uns an Urteilen zukommen kann durch die Tatsachen, die aus anthroposophischer Geisteswissenschaft selber folgen.» Rudolf Steiner am 14.8.1920
In der Befangenheit des alltäglichen Vorstellens nimmt das Bewußtsein sich selbst und seine Urteile nicht wahr. Der «Info-Schock» wirkte wie ein Sprung aus dem naiven Bewußtsein, das in der Informationsillusion gefangen ist. Dadurch konnte das Thema «Weltgeschehen« und «Denken» auftauchen. ...
Studienwochenende III / 2002:
Rüdiger Blankertz: Von der ‹Deutschen Frage› Stationen einer Winterreise Die ‹Schwarze Sonne› und der ‹Sonnenaufgang des mitteleuropäischen Bewußtseins›
[Rudolf Steiner und die ‹deutsche Frage› Versuch einer Bewußtseins-Orientierung anhand der ‹Einleitung und Vorrede› 1920 der Schrift Rudolf Steiners: ‹Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft›]
Was ‹Deutschland› ist, erscheint in mehrfacher Hinsicht fraglich. Der Fragende setzt sich heute der Gefahr aus, nach etwas Verbotenem zu fragen. Das oder der Gefragte kann aber keine Antwort geben, wenn der Fragende die Frage unterläßt [...]
«Nicht wenige kluge Leute werden jedes Wort überflüssig finden, das über die sonderbare Zusammenkunft gesprochen wird, die vor wenigen Tagen unter dem Namen «Zionisten-Kongreß» in Basel stattgefunden hat. Daß sich eine Anzahl europamüder Juden zusammenfindet, um die Idee zu propagieren, ein neues palästinisches Reich aufzurichten und die Auswanderung der Juden nach diesem neuen «gelobten Lande» zu bewirken, erscheint diesen Klugen als wahnsinnige Vorstellung einer krankhaft erregten Phantasie. Bei diesem Urteile beruhigen sie sich. Sie sprechen nicht weiter über die Sache. Ich aber glaube, daß diese Klugen mit ihrem Urteile um zehn Jahre hinter ihrer Zeit zurückgeblieben sind. ..»
ROBERT HAMERLING: «HOMUNKULUS»
«Es ist gewiß nicht zu leugnen, daß heute das Judentum noch immer als geschlossenes Ganzes auftritt und als solches in die Entwickelung unserer gegenwärtigen Zustände vielfach eingegriffen hat, und das in einer Weise, die den abendländischen Kulturideen nichts weniger als günstig war. Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion allein, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.»
Aus: Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 32: Gesammelte Aufsätze zur Literatur 1884 - 1902 Aufsätze, Nachrufe und Würdigungen in Zusammenhang mit zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten des literarischen Lebens; Besprechungen und Beiträge zu wichtigen literarischen Ereignissen und Erscheinungen um die Jahrhundertwende
Rüdiger Blankertz Judentum und Anthroposphie: RUDOLF STEINER ÜBER DAS JUDENTUM Eine Studie zu dem Aufsatz Rudolf Steiners
‹Die Sehnsucht der Juden nach Palästina› [1897]
«Anhand seines Aufsatzes erweist sich, daß Rudolf Steiner scheinbar ganz nebenbei zu überraschend exakten Voraussagen über die weitere politische Entwicklung der «Judenfrage» in der Lage war. Rechnet man die von ihm angegebenen 20 Jahre weiter, nach denen es nicht mehr möglich sein würde, die Dinge so ignorant anzusehen, so findet man sich im Jahre 1917 wieder. Dieses Jahr war das Jahr der Entscheidung in dem Vorgang, den Rudolf Steiner als «die Weltkatastrophe» bezeichnen zu müssen glaubte. ...»
JUDENTUM UND ANTHROPOSOPHIE Ralf Sonnenbergs »Rezeption« der Anthroposophie und seine Referenzen [8.Mai 2001
JUDENTUM UND ANTHROPOSOPHIE Ralf Sonnenbergs »Rezeption« der Anthroposophie und seine Referenzen
[8.Mai 2001]
Inhalt
Zur Zeitlage. 2
Irritationen. 5
Der Salon des Homunkulus, sein Opernglas und die »Bühne des Weltgeschehens«. 8
Der »Schleier des Rätselhaften«. 12
Die Geisteswissenschaft, die Religion, ihre Moral und der Richter 14
Zur veränderten Zeitlage 18
Rüdiger Blankertz Besprechung [Januar 2001 11 Seiten A4] Ralf Sonnenberg: Rudolf Steiners Beurteilung von Judentum, Zionismus und Antisemitismus Fragen, Problemstellungen, künftige Forschungsprojekte
In: Jahrbuch für anthroposophische Kritik 2000, S. 113 169
und: »Zionismus, Dreigliederungsimpuls und die Zukunft des Judentums Jüdische Rezipienten der Anthroposophie vor dem Holocaust« in »Die Drei«, Nr. 1 / 2001
Sonnenberg Absicht ist erklärtermaßen, zu einer anstehenden methodologischen Diskussion um die Art und Weise einer möglichen »modernen Steiner-Rezeption« anzuregen. Er sieht die Notwendigkeit zu einer Neuorientierung gegenüber dem literarischen Werk Rudolf Steiners im besonderen darin begründet, daß gerade in der aktuellen Diskussion um einen angeblichen Antisemitismus Steiners die Verteidiger der Anthroposophie aus einer hagiographischen Grundeinstellung heraus es versäumen, den überlieferten Aussagen des Begründers der Anthroposophie eine »angemessene historische Kontextualität« zukommen zu lassen....
Steiner wird von Sonnenberg forsch in zwei Personen zerlegt: in einen aus »seelischer Beobachtung«, also quasi »objektiv« sich äußernden »Geistesforscher« und einen Zeitgenossen der Jahrhundertwende, der unbedacht ob seiner Wirkung seine bloß subjektive Meinung kund gibt. Im weiteren Vorgehen verlegt Sonnenberg sich darauf, vor allem diejenigen Äußerungen Rudolf Steiners, die er als »subjektive Meinung« auffassen möchte, in einen »historischen« Kontext zu stellen, der sich ihm aus seiner akademischen Bildung erschließt. Mit diesem Verfahren steht Sonnenberg nicht allein. Dessen Grundzüge hat Rudolf Steiner selbst bereits 1884 charakterisiert und kritisiert ...
Hitler hat in einem gewissen Sinne den traditionellen religionspolitischen Gehalt der «Judenfrage» ad absurdum geführt. Das simple Rezept, die (4) Juden als die Feinde der erlösten Menschheit zu behandeln, verspricht keinen Effekt mehr in einer Welt, deren Christlichkeit selbst problematisch ist. Es könnte eine Dokumentation echter christlicher Demut sein, wenn man eine gewisse intellektualistische Einseitigkeit auf dem Gebiete des theoretischen Natur und Weltverständnisses als menschheitsfeindlich empfinden wollte. Man könnte sich die entschieden «jüdische» Tönung einer modernen Physik eingestehen, für die der Name Einsteins repräsentativ ist. Die Frage der Bereitwilligkeit oder Nichtbereitwilligkeit der Juden zum Erlöstsein könnte sich in die Frage verwandeln, ob der einseitige «jüdische» Wissenschaftsintellektualismus, wenn er von Christen praktiziert wird, das Stadium der Erlösungsbedürftigkeit bereits überwunden habe. Es fehlt uns der sichere natürliche Instinkt, um hinter gewissen wissenschaftlichen Haltungen einen nackten Zynismus zu erkennen, Wer etwa bei Goethe Ehrfurcht gelernt hätte vor dem Welt und MenschenGeheimnis, wird sich abgestoßen fühlen von der leichten Art, wie im Stile Einsteins der Übergang vom PhoronomischMathematischen zum Realen fingiert wird. Der Zynismus einer wurzellosen Intelligenz spricht aus dem berühmten Axiom . «Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.» (Einstein, in «Geometrie und Erfahrung» ).
... manifestiert sich in den Tatsachen, die mit der Aussage erfaßt werden können: «Ursprung und Ziel der Freien Waldorfschule ist die soziale Erneuerung.»
Rüdiger Blankertz Kreuzzug im Klassenzimmer
Die Debatte um das «Kruzifixurteil»
und die «Christlichkeit» der Freien Waldorfschulen Ein Nachtrag für Hartnäckige zugleich eine Anregung zur Unbotmäßigkeit [1995 | 2004]
«Entweder, die Waldorfschule ist christlich, dann ist sie überflüssig, denn wir haben ja schon christliche Schulen. Oder sie ist nicht christlich. Dann ist sie erst recht überflüssig.» Pater G.H., SJ
Aus dem Vorwort 2004:
... Es liegt wohl in der menschlichen Natur, den Widerspruch zwischen der moralischen und der physischen Welt möglichst lange zu ignorieren. Man hat sich eifrig um eine ‹zeitgemäße› Entwicklung der ‹Waldorfpädagogik› bemüht, die in der physischen Welt Anerkennung und Förderung finden sollte. Die Überbetonung dieser Seite des Ganzen hat in der Waldorfschulbewegung dazu geführt, daß sie inzwischen ihren Ursprung und ihr Ziel aus den Augen zu verlieren droht. In einer ‹Zeit finanzieller Nöte und wirtschaftlicher Engpässe›, die den Staat zu einer strengen Überprüfung seiner Ausgaben veranlassen, sind die meisten Freien Waldorfschulen schon froh, wenn sie das ‹Ziel› erreichen, ihren physischen Status zu erhalten, ohne sich dabei den Verlust ihrer moralischen Würde eingestehen zu müssen. Ist nicht an die Stelle der eigenen Würde schon vielfach das Bestreben getreten, dem sich verschärfenden staatlichen und öffentlichen Anpassungsdruck effektiv und amtlich verifizierbar nachkommen zu können? Und bleibt manchmal von der Übung der Erziehungskunst Rudolf Steiners oft nur noch der im Grunde unfromme Wunsch, daß ihr ‹Verduften› aus den Freien Waldorfschulen unbemerkt bleiben möge.
Montessori-Pädagogik: Eine Alternative zur Waldorfpädagogik? Versuch einer Klarstellung Anmerkungen zu Geschichte, Weltanschauung und Wirkung des modernen Katholizismus von Rüdiger Blankertz
Manuskriptdruck im Selbstverlag des Verfassers
Das Ergebnis ist nach unseren Untersuchungen eindeutig. Durch Maria Montessoris System wird ein weitreichendes pädagogisches Konzept realisiert, das eine ganz spezifische Aufgabe im globalen Maßstab erfüllen soll: Die kommenden Generationen in eine bestimmte Verfassung des Bewußtseins zu bringen, durch welche die Impulse dieser Generationen auf andere Ziele gelenkt werden als diejenigen, die in den Individualitäten veranlagt sind....
DER WEIHNACHTSBAUMDER FREIEN WALDORFSCHULE KEMPTEN
IM KORNHAUS 1995 Vortrag von Rüdiger Blankertz am BAUHÜTTEN-Abend, Freitag, 27.10.1995,
...
Friedensgedusel im Vordergrund, im Hintergrund: der Kampf ums Dasein wird in dem physischen Geburtsfest vorbereitet, die Dämonie des Geburtsrausches. Natus est, heißt es da, ER ist geboren! Nationalus est, nicht wahr, Nationalismus est! Was ist denn der Nationalismus anderes als der Anspruch darauf, die durch die Geburt angeblich erworbenen Ansprüche einzutreiben, das Recht auf Leben auf Raum, auf Glück usw. , die Geburtskonstellation ausleben zu dürfen - auf Kosten der anderen! Das wird an Weihnachten gefeiert!!
Sehen Sie, und genau das führt in die Katastrophe! Das ist die Katastrophe, überall, wo Sie hingucken. Und das ist das Prinzip! Für die Kinder nur das Beste - für meine Kinder, meines deutschen Blutes, oder bosnischen oder serbischen oder sonstigen Blutes. Denn geboren wird man aus dem Blut und gebunden ans Blut sollen wir werden, indem wir die Geburt feiern. Mit guten Gaben natürlich. ...
Rüdiger Blankertz & 12. Klasse der Freien Waldorfschule Kempten 1995: Mauerkrone und Bär Ein kurzer Blick auf deutsche Geschichte und Kultur
[Das Berliner Wappen]
Das Berliner Wappen. 3
Schwarz und Weiß. 3
Die Mauer - Versuch einer Beschreibung. 4
Heraldik der Mauer 4
Der Weg und sein Ende. 4
Die Mauer des Schweigens. 5
Der Bär 7
Die Krone als Mauer 7
Berlin - die Hochburg des Idealismus. 8
Berlin - die Hochburg des Materialismus. 10
Die Grenze der Erkenntnis. 10
Der Spiegelsaal von Versailles. 11
Die Berliner Mauer 12
Geschichte aus der Untergrund-Bahn 12
Was hat es mit dem Funken auf sich? 4
Das Ärgernis: Wie kommt die Hexe auf den Funken? 6
«Hexe» und «Hägsche». 8
Vom Bild und Zerrbild der Frau. 9
Die Hexe der deutschen Volksmärchen. 10
Die Funkenhex! 12
Eine notwendige Unterscheidung. 13
Die Sieger... 16
....und die Besiegten? 19
Der Funken. 20
Von der Aktualität des Funkens 21
Der Müll im Funkenfeuer 22
«In Godes Nam das Spil begann...». 24
«Gar groß Flamm› vom Füncklin kam...» (Ulrich v. Hutten) 25
Rüdiger Blankertz Lebendiges kann nur von Lebendigem stammen! Francesco Redi und die Frage nach dem Ursprung des Lebens
Inhalt
Fertige Antworten. 6
Eine neue Art zu fragen. 7
Die Frage geht an den Fragenden zurück 8
Redis ursprüngliche Frage. 10
Die Frage wird 'praktisch' 11
Die vergessene Frage als Lebenstatsache. 13
Das Gespräch mit dem Leben. 17
Rüdiger Blankertz: Kultur und Kulturpflanze Anmerkungen zur landwirtschaftlichen Tagung
am Goetheanum im Februar 1999
«Wenn wir überhaupt den Kosmos zur Wirkung bringen wollen in seinen Kräften innerhalb des Irdischen, dann ist dazu notwendig, daß wir das Irdische möglichst stark ins Chaos hineintreiben. Überall, wo wir den Kosmos zur Wirkung bringen, müssen wir das Irdische möglichst stark ins Chaos hineintreiben…” Rudolf Steiner, Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, 2. Vortrag
Kultur und Kulturpflanze Anmerkungen zur landwirtschaftlichen Tagung
am Goetheanum im Februar 1999
Rüdiger Blankertz: Die Zukunft vorbereiten: Saatgutkultur - eine Aufgabe unserer Zeit
Inhalt:
Vom unzureichenden Unbehagen an der Gentechnik
1. Was ist Saatgut?
2. Anthroposophie - das Saatgut der Zukunft
3. Die Herausforderung
4. Die Kulturpflanze als Bild des Entwicklungsgedankens
5. Das Entwicklungsdrama
6. Die Sprache der Tatsachen
7. Der Same des Lichts